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Solche Gedanken haben im Vorstand zu dem Entschluss
geführt, eine lernen & lehren-Sonderausgabe zum
40-jährigen BAG-Bestehen herauszubringen, die die
Entwicklung der Berufsbildung und die Aktivitäten der
BAG in dieser Zeit beleuchtet. Anlass für die Gründung
der BAG Elektrotechnik und auch die der Fachgruppe
Metalltechnik war die zunehmende Unzufriedenheit mit den
damaligen Unstimmigkeiten zwischen Berufsschulunterricht
und betrieblicher Ausbildung einerseits und den sich
abzeichnenden Veränderungen durch die beginnende
Verbreitung der Mikroelektronik in den
gewerblich-technischen Berufen andererseits, denen die
Berufsbildung in der bisherigen Form kaum gerecht werden
konnte. Mit dieser Sonderausgabe wollen wir die
Geschichte der BAG ElektroMetall und ihr Engagement für
eine fortwährende Weiterentwicklung der beruflichen
Bildung in den Jahren ihres Bestehens nachzeichnen und
transparent machen.
Im ersten Beitrag dieses Heftes erinnert sich der
Gründungssprecher der BAG Elektrotechnik, Wolfhard Horn,
an die ersten Jahre der Bundesarbeitsgemeinschaft. Er
hofft am Schluss seines Beitrages, „dass die Erzählung
aus meiner persönlichen Perspektive etwas unterhaltsam“
ist und er wirft die Frage auf, „ob der Text auch für
eine Standortbestimmung hilfreich“ sei – ganz sicher,
beides ist ihm gelungen. Wolfhard Horn hat es geschafft,
in knapper Form aus seiner persönlichen Sicht als erster
Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft die Anstöße für
die Gründung der BAG Elektrotechnik zu umreißen. Dabei
werden die damals geführten didaktisch-fachlichen
Diskussionen ebenso deutlich wie die Leidenschaft, mit
der um einen Aufbruch hin zu einer Neuausrichtung der
Berufsbildung gerungen wurde, die dem Begriff auch
gerecht wird. Dieser Rückblick lässt nicht nur die
Gründungsgeschichte der BAG nachvollziehbar werden, er
macht auch deutlich, welche Impulse schon früh für die
Weiterentwicklung der Berufsbildung von der BAG und
ihren Akteuren ausgegangen sind. Die Stichworte
„Handlungsorientierung“ und „Mitgestaltung“ sind in dem
Beitrag genannt, weitere wie „Neuordnung der Berufe“,
„Arbeitsprozessorientierung“, „Durchlässigkeit im
Bildungssystem“, „regenerative Energien“,
„Digitalisierung“ und „Nachhaltigkeit“ waren und sind
Themen, die Fachtagungen und unsere Zeitschrift lernen
& lehren prägten.
Friedhelm Eicker und Klaus Jenewein – beide waren
zeitweise Vorsitzende der BAG Elektrotechnik – werfen
zunächst einen Blick auf die 1970er Jahre und die
Reformprozesse in der Bundesrepublik jener Zeit, die sie
als Vorgeschichte der Gründung der
Bundesarbeitsgemeinschaft Elektrotechnik verstehen. Sie
zeigen, dass die BAG-Gründer diese Reformprozesse im
deutschen Bildungswesen auch als Aufbruch für die
berufliche Bildung verstanden wissen wollten. Es hatte
sich ein die Bundesländer übergreifendes Netzwerk
gebildet, dessen Anliegen es war, eine Reform der
beruflichen Ausbildung und des Berufsschulunterrichts
sowie der Ausbildung der Lehrkräfte sowie der
Ausbilderinnen und Ausbilder voranzutreiben. Wie daraus
die Bundesarbeitsgemeinschaft hervorging, machen die
Autoren mit diesem Beitrag nachvollziehbar.
Eine ähnliche Entwicklungsgeschichte hat die Fachgruppe
Metalltechnik, die ebenfalls in dieser Zeit gegründet
wurde und die später in die Bundesarbeitsgemeinschaft
Metalltechnik überführt wurde. Jörg-Peter Pahl, aktiver
Gründer der ersten Stunden, und Georg Spöttl,
langjähriger Schriftleiter von lernen & lehren und
bis heute Mitherausgeber der Zeitschrift, haben sich mit
der Geschichte der Bundesarbeitsgemeinschaft
Metalltechnik befasst. Dies war kein einfaches
Unterfangen, wie sie einführend schreiben: „Zum einen
gibt es nicht mehr viele Kollegen, die diesen Prozess
aktiv mitgestaltet haben und zum anderen scheinen damals
sehr vielfältige bildungspolitischen Aktivitäten
stattgefunden zu haben, so dass der spezifische Vorgang
der Gründung eines Vereins etwas in den Hintergrund
rückte und sich auf sehr wenige Personen konzentrierte.“
Aber es ist ihnen mit ihrem Beitrag gelungen, die
Entstehung der BAG Metalltechnik nachzuvollziehen und in
den Kontext dieser Zeit einzuordnen.
Die BAG Elektro und die BAG Metall haben sich
mittlerweile zusammengeschlossen. Dies hatte
verschiedene Gründe, wie Ulrich Schwenger mit seinen
Ausführungen erläutert. Er weiß, wovon er schreibt, denn
er wurde 2002 Vorsitzender der BAG Metall und hat diese
Funktion bis 2017 auch für die fusionierte BAG
ElektroMetall wahrgenommen. Sein Artikel legt dar: Der
Zusammenschluss erfolgte nicht nur, weil sich für die
beiden BAGen mit der Mechatronisierung der Berufe und
der gesellschaftlichen Entwicklungen gemeinsame
berufspädagogische Fragestellungen ergaben oder weil
sich dadurch eine effizientere Organisation der Planung
der bis dahin zumeist getrennt durchgeführten
Fachtagungen und der separaten Mitgliederverwaltungen
erreichen ließen, sondern er hatte auch eine neue
Qualität zur Folge. Darüber hinaus beschreibt Ulrich
Schwenger auch die Probleme, die gemeinnützige Vereine,
wie die BAGen, haben können, die nur aufgrund des
Engagements ehrenamtlich aktiver Mitglieder existieren –
„es knirschte“. Mit der Gründung der BAG ElektroMetall
konnte die erfolgreiche Einflussnahme auf die
Weiterentwicklung der Berufsbildung fortgeschrieben
werden.
Hier knüpft Thomas Vollmer – aktuell Vorsitzender der
BAG ElektroMetall und zuvor von 2002 bis 2017
stellvertretender Vorsitzender der BAG Metall – mit
seinem Beitrag an. Er blickt auf das 40-jährige Bestehen
der BAG und die Entwicklung der Berufsbildung in dieser
Zeit zurück. Anhand wichtiger kritisch-konstruktiver
Diskussionen und Beiträge in lernen & lehren und auf
den Fachtagungen wird veranschaulicht, wie die
Bundesarbeitsgemeinschaften sich für die Reformen der
beruflichen Bildung engagiert haben. Die Schlaglichter
des langen Weges vom fachsystematisch geprägten
Berufsschulunterricht hin zur heutigen modernen
Berufsbildung zeigen: Berufsbildung in unserem heutigen
Verständnis steht nicht nur im Zusammenhang mit der
Verbreitung neuer Technologien und den Veränderungen der
Arbeitswelt, sie befähigt darüber hinaus dazu, diese
mitzugestalten.
Ein großer Schwerpunkt der Aktivitäten der
Bundesarbeitsgemeinschaften betrifft von Beginn an die
Ausgestaltung und Organisation der jährlich
stattfindenden BAG-Fachtagungen. Ulrich Schwenger und
Thomas Vollmer beantworten deshalb die Frage, weshalb
diese seit 1982 bis heute so wichtig sind, denn hier
treffen sich Lehrkräfte beruflicher Schulen,
Ausbildungsverantwortliche aus Industrie- und
Handwerksbetrieben, Angehörige von Hochschulen mit
Lehramtsstudiengängen, Seminarleiter/-innen und
Wissenschaftler/-innen, die sich mit der Arbeitswelt,
der Technikentwicklung und der Berufspädagogik befassen.
Hinzu kommen Mitarbeiter/-innen aus Verbänden, der
Bildungsverwaltung und der Politik sowie viele andere,
die sich für die Probleme und aktuellen Entwicklungen in
der Berufsbildung unserer Fachrichtungen interessieren.
Leserinnen und Leser gewinnen so Einblick in die Planung
und Durchführung der Fachtagungen und einen Überblick
über unterschiedliche Tagungsformate und inhaltliche
Schwerpunkte.
Eine weitere zentrale Stellung für den Austausch über
Probleme, Herausforderungen und innovative Ansätze der
beruflichen Bildung nimmt unsere Zeitschrift lernen
& lehren ein. Sie hat im Laufe ihres 40-jährigen
Erscheinens einige Wandlungen durchlaufen, wie Klaus
Jenewein und Jörg-Peter Pahl in ihrem Beitrag darlegen.
Das Format hat sich in dieser Zeit geändert, desgleichen
die äußere Erscheinungsform und das Seitenlayout, und
die Themen ohnehin, obgleich es diesbezüglich durchaus
auch Kontinuitäten gibt. 40 Jahre lernen & lehren
sind – bis auf Layout, Druck und Versand –
gleichzusetzen mit 40 Jahren unentgeltlicher Arbeit von
engagierten Kolleginnen und Kollegen, die die
Verantwortung für Heftbetreuung, die Schriftleitung und
die Herausgeberschaft getragen haben. Die Finanzierung
der unvermeidlichen Kosten erfolgt über die
Mitgliedsbeiträge, die nahezu vollständig für die
Hefterstellung verwendet werden. Weil seit einiger Zeit
die Hefte nach einem Jahr auch online gestellt werden,
lässt sich anhand der „Klicks“ sehen, welche Ausgaben
besonderes Interesse finden, wie Klaus Jenewein aufzeigt
– und es macht auch deutlich, welch enorme Verbreitung
unsere Zeitschrift über das Online-Portal erfährt. Die
Verantwortlichen dieser Sonderausgabe haben sich die
Aufgabe gestellt, anlässlich des 40-jährigen Erscheinens
einige ausgewählte „Best of“-Artikel in dieser Ausgabe
noch einmal zu veröffentlichen und diese mit einigen
Informationen über ihr Entstehen und die damit
zusammenhängenden Intentionen zu kommentieren.
Herausgekommen ist – wie wir finden – eine interessante
und überdies hoch aktuelle Zusammenstellung; wir
wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine interessante
und unterhaltsame Lektüre.
Wie sehen nunmehr die Perspektiven für unsere
Bundesarbeitsgemeinschaften aus? Ausgangspunkte für die
BAG-Arbeit sind – wie über den ganzen Zeitraum ihres
Bestehens – persönliche Interessen und Erfahrungen, aber
auch das persönliche Engagement der Mitglieder. Dies
gilt auch für die Arbeit der Akteurinnen und Akteure.
Als im Vorstand überlegt wurde, in welcher Form auf das
40-jährige Bestehen der Bundesarbeitsgemeinschaften
eingegangen werden soll, kamen Axel Grimm als
Schriftleiter und Mitherausgeber von lernen & lehren
und Thomas Vollmer als Vorstandsmitglied und
Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaften ins
Gespräch darüber, welchen Einfluss die BAG auf ihre
persönliche Entwicklung genommen hat. Dieser erste
Austausch offenbarte Vergleichbares, aber auch
Unterschiedliches, was u. a. darin begründet liegt, dass
sie aufgrund ihrer Altersdifferenz andere zeitliche
Kontexte der Berufsbildung erlebt haben, sie aber
gleichwohl die Bundesarbeitsgemeinschaften und ihre
Aktivitäten als besonders prägend für ihre eigene
Entwicklung empfanden. Sie fanden diesen Austausch so
interessant, dass sie ihn aus der Ferne als
Schreibgespräch fortgeführt haben. Dieses soll den
Leserinnen und Lesern von lernen & lehren nicht
vorenthalten werden.
Abgeschlossen wird diese Sonderausgabe durch einen
Ausblick im Namen des Vorstandes von Ulrich Neustock –
mittlerweile seit etwa 20 Jahren Vorstandsmitglied der
BAG Metall bzw. der BAG ElektroMetall – und Thomas
Vollmer, mit dem sie einen Blick in eine mögliche
Zukunft wagen und vor uns liegende Aufgaben umreißen.
Entscheidend für eine erfolgreiche Wirkung der
Bundesarbeitsgemeinschaften ist jedoch ihre Einbindung
in die Entwicklungsprozesse rund um unser berufliches
Bildungssystem. Wir bedanken uns sehr für die vielen
Grußworte, die uns anlässlich des 40-jährigen
BAG-Bestehens erreicht haben und freuen uns auf die
nächsten Jahre einer kritisch-konstruktiven
Auseinandersetzung mit den sich ergebenden Problemen,
Fragen, Lösungen, Ideen und Konzepten der beruflichen
Aus- und Weiterbildung. Möge uns der kollegiale
Austausch weiterhin persönlich bereichern, professionell
stärken und die berufliche Bildung weiterentwickeln.
Wir verbleiben in der Hoffnung, unsere Leserinnen und
Leser ein Stück auf unserem Weg und die damit
verbundenen Entwicklungen mitnehmen zu können und freuen
uns über jede Kollegin und jeden Kollegen, die über die
Lektüre der Beiträge dieser Sonderausgabe ihren Weg in
die Bundesarbeitsgemeinschaften finden.
Klaus Jenewein,
Ulrich Neustock,
Ulrich Schwenger,
Thomas Vollmer