"Neuordnung im Berufsfeld Metalltechnik - sichert sie eine hohe Qualität der Berufsbildung ?"

BAG-Fachtagung 2003 Koblenz

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Abstracts

Vorbemerkung  2

Eröffnungsvorträge  2

Erfahrungsgeleitetes Arbeiten und Lernen als Leitidee der Neuordnung der Metallberufe  2

Strukturen der Neuordnung in Industrie und Handwerk – der Arbeitsprozess als Zentrum des Lernens in neugeordneten Berufen  3

Workshop 1: Berufsbildgestaltung im Bereich Fertigung  3

»Spanerberufe« vor der Auflösung? – Ansätze zur Neuordnung der Metallberufe im Geschäftsfeld der Werkzeugmechanik 3

Arbeitsprozessorientierung und berufliche Flexibilität – widersprüchliche Anforderungen an eine metalltechnische Grundbildung  3

Fertigungstechnische Ausbildungsprojekte - Erfahrungen für die Berufsschulentwicklung nach der Neuordnung  3

Innovation mit Hindernissen - Stand und Perspektiven der Neuordnung der industriellen Metallberufe  3

Workshop 2: Berufsbildgestaltung im Bereich Fahrzeugtechnik  3

Künstliche Intelligenz und Expertensysteme im Kfz–Service – Optimierung der Diagnosearbeit oder Dequalifizierungsinstrument?  3

Strukturen des fahrzeugtechnischen Berufsfeldes und die neuen Berufszuschnitte  3

Neue Rahmenlehrpläne für die Kfz-Berufe - Auf dem Weg zum Paradigmenwechsel 3

Das Koblenzer Modell - Schulentwicklung durch Wahlpflichtfächer 3

Workshop 3: Berufsbildgestaltung im Bereich Versorgungstechnik  3

Innovationen in der Handwerksausbildung - Neuordnung im Bereich SHK  3

Entwicklung von Lernsituationen in der Versorgungstechnik - erste Schritte auf dem Weg in die Zukunft der Berufsschule  3

Fallstricke bei der Umsetzung der Neuordnung am Beispiel des Lernfeldes „Installieren einer raumlufttechnischen Anlage“ – Ein Beitrag aus dem Modellversuch LENE –  3

Lernen im und am Kundenauftrag – Konzept, Erfahrungen, Perspektiven  3

Workshop 4: Lernfelder – wie erfolgreich ist ihre Umsetzung?  3

„Studierfähigkeit“ im Lernfeldkonzept – Eine doppeltqualifizierende Handwerksausbildung mit Hilfe von Lern- und Arbeitsaufgaben  3

Stärken- und Bedarfsanalysen – Instrument zur Identifizierung von  Ausbildungspotenzialen  3

Vom Lernfeld zur Lernsituation - Erfahrungen mit der Umsetzung eines metalltechnischen Berufskollegs 3

Lernfelddidaktik im Umfeld von Dienstleistung und Produktion – Ziele im 2. Abschnitt der Lehrerausbildung  3

Workshop 5: Europäisierung der Berufsbildung  3

RecyOccupation – ein europäisches Berufsprofil für die Kreislaufwirtschaft 3

Das Sokrates-Comenius Projekt: „Vision Menschenrechtskultur – Integration der Menschenrechte in die technischen Curricula der beruflichen Schulen“ 3

EarlyBird: Früherkennung von Qualifizierungsbedarf und Maßnahmen gestaltungsorientierter Berufsbildung  3

Workshop 6: Neue Berufsbilder – neue Prüfungen! 3

Gestreckte Prüfung – neue Anforderungen an Form und Inhalt 3

Situationsorientierte Prüfungen – ein Modell für den Nachweis beruflicher Kompetenz  3

Qualifizierung der Prüfungsausschüsse für eine arbeitsprozessorientierte Evaluation  3

Schlussvortrag  3

Berufliche Schulen im Schoße der Kammern!?  3

Vorbemerkung

Die diesjährige Fachtagung der BAG Metalltechnik setzt die im Rahmen der Hochschultage Berufliche Bildung 2002 begonnene Diskussion zur Neuordnung der Metallberufe fort.

Die Neuordnungsarbeiten sind in den Bereichen der industriellen, der fahrzeugtechnischen und der versorgungstechnischen Berufe unterschiedlich weit fortgeschritten. Schon jetzt sind aber deutlich strukturelle und inhaltliche Veränderungen absehbar.

Dazu stellen sich die Fragen hinsichtlich der Gestaltung der beruflichen Grundbildung, der Struktur von Kernberufen, der Einführung von Lehrplänen nach dem Lernfeldkonzept, der Umsetzung des Didaktikansatzes arbeitsprozessorientierten Lernens, der Einführung neuer Prüfungsformen und der Europäisierung der Berufsbildung. Sie alle bedürfen einer Klärung.

Mit der BAG-Fachtagung 2003 werden aktuelle Informationen über die sich abzeichnenden Veränderungen gegeben, Diskussionen weitergeführt, Probleme erörtert und Anstöße für die Gestaltung beruflicher Lehr-Lern-Prozesse gegeben. So geben die Workshops 1 bis 3 einen Überblick über den aktuellen Stand der Berufsbildgestaltung, über Schwierigkeiten und Lösungsvorschläge sowie über erste Ansätze der praktischen Umsetzung. Die Workshops 4 bis 6 widmen sich speziellen Themen, die enge Zusammenhänge mit der Neuordnung haben und bereichsübergreifend bedeutungsvoll sind.  

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Eröffnungsvorträge

Prof. Dr. Fritz Böhle, Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt, Universität Augsburg, Universitätsstr. 16, 86159 Augsburg, fritz.böhle@wiwi.uni-augsburg.de

Erfahrungsgeleitetes Arbeiten und Lernen als Leitidee der Neuordnung der Metallberufe

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Martin Sabelhaus, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, Abteilung Berufliche Schulen, Postfach 10 34 42, 70029 Stuttgart

Strukturen der Neuordnung in Industrie und Handwerk – der Arbeitsprozess als Zentrum des Lernens in neugeordneten Berufen

Im ersten Teil des Vortrages wird über den aktuellen Stand der Neuordnungsverfahren und die sich daraus ergebenden Strukturen innerhalb der handwerklichen und industriellen Metallberufe informiert. Anhand eines Zeitrasters wird aufgezeigt, wann mit der Umsetzung der Neuordnung an den Schulen begonnen wird und mit welchen Änderungen bzw. neuen Berufen zu rechnen ist. Die sich aus der zeitversetzten Umsetzung ergebenden Probleme und Informationen zu den neuen Prüfungen schließen den ersten Teil ab.

Die Neuordnung der Berufe im Bereich der Metalltechnik ist auf der schulischen Seite durch den Begriff „Lernfeldkonzept“ geprägt. Im zweiten Teil des Vortrages wird die Bedeutung der beruflichen Handlung für den Lernfeldunterrichte aufgezeigt und die prinzipielle Umsetzung der Lernfeldkonzeption im Unterricht in Baden-Württemberg erläutert.

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Workshop 1: Berufsbildgestaltung im Bereich Fertigung

Bernd Haasler,ITB - Institut Technik und Bildung, Universität Bremen, Am Fallturm 1, 28359 Bremen, bhaasler@uni-bremen.de

»Spanerberufe« vor der Auflösung? – Ansätze zur Neuordnung der Metallberufe im Geschäftsfeld der Werkzeugmechanik

Im aktuellen Neuordnungsverfahren der metalltechnischen Ausbildungsberufe sind Tendenzen eines Paradigmenwechsels wahrnehmbar. Die historisch gewachsenen eigenständigen Entwicklungslinien der »Spaner-Berufe« einerseits und der »Werkzeugbauer« andererseits, stehen in diesen Überlegungen zukünftig vor einer Zusammenlegung. Maßgeblich gestützt wird dieser Ansatz aus drei unterschiedlichen Positionen, die im Beitrag zur Fachtagung vorgestellt werden sollen: Erstens sind dies Vorstellungen gewerblich-technischer Berufsfeldwissenschaftler als Entwickler und Verfechter der Kernberufsidee, zweitens Ergebnisse aus einem Modellversuch zur Implementation von Kernberufen und drittens, die jüngst erfolgte Neuordnung handwerklicher Metallberufe.

Die große Zahl der Metallberufe, die an das Verrichtungsprinzip und an die Oberfläche des zu bearbeitenden Rohstoffs und der technologischen Entwicklung orientiert sind (z. B. klassische Berufe wie Fräser und Dreher), sind in Widerspruch zur industriellen Entwicklung geraten. Dieses fragmentierte Verständnis von Beruflichkeit steht im Gegensatz zu den künftigen Herausforderungen und orientiert sich an Vorstellungen der Jahrhundertwende. Das Konzept der Kernberufe strebt eine »offene dynamische Beruflichkeit« an, die die in vielen Bereichen bislang getrennten schmalen Berufsbilder miteinander vereint. Ergebnis ist eine Struktur von nur noch wenigen Kernberufen, die sich an Geschäftsfeldern und Aufgabenbereichen anstatt an Verrichtungen orientieren.

Im Modellversuch GAB konzentrierte sich ein zentrales Vorhaben darauf, industrielle Kernberufe zu identifizieren und zu erproben. Die Festlegung und inhaltliche Ausgestaltung eines Kernberufs erfolgte nicht durch »normative Setzung«, sondern die Identifikation des Berufes und seiner Ausbildungsinhalte erfolgte dabei auf Grundlage berufswissenschaftlicher Qualifikationsforschung. Beispielsweise konzentriert man sich im Geschäftsfeld der Werkzeugmechanik, in dem vormals in 5 Berufen ausgebildet wurde, nun auf einen Kernberuf. An deutschen Unternehmensstandorten der Volkswagen AG werden seitdem Auszubildende nur noch im Kernberuf Werkzeugmechaniker ausgebildet - die ehemaligen »Spanerberufe« sind folglich darin aufgelöst worden.

Der Pfadwechsel in Richtung Kernberuf hat sich jüngst ausgerechnet im Handwerk vollzogen. Die Neuordnung der handwerklichen Metallberufe hat von der Fachöffentlichkeit fast unbemerkt im Geschäftsfeld der Werkzeugmechanik den »Traditionsbruch« vollzogen. Der neue Beruf Feinwerkmechaniker setzt sich aus einer Zusammenlegung der früheren Berufe Maschinenbaumechaniker, Werkzeugmacher, Dreher und Feinmechaniker zusammen. Das bevorzugte Handlungsmuster der »Vetospieler«, die Kernberufe ablehnen, orientiert sich vor allem an der Pfadabhängigkeit der traditionellen Berufe. Als ein Ergebnis des Modellversuchs GAB muss konstatiert werden, dass der Kernberufs-Ansatz weiter heftig umstritten ist. Diese Kontroverse, Statussicherung versus Kernberuf, spiegelt sich auch im aktuellen Vorhaben zur Neuordnung der industriellen Ausbildungsberufe wider.

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Michael Kleiner, ITB – Institut Technik und Bildung, Universität Bremen,
Am Fallturm 1, 28359 Bremen

Arbeitsprozessorientierung und berufliche Flexibilität – widersprüchliche Anforderungen an eine metalltechnische Grundbildung

Im Zusammenhang mit der Neuordnung der industriellen Metallberufe wird die Forderung erhoben, die Ausbildung stärker an die tatsächlichen betrieblichen Geschäfts- und Arbeitsprozesse zu orientieren. Dieser Anspruch steht im Widerspruch zu der bestehenden Grundbildung, die von der Leitidee geprägt ist, die berufliche Mobilität und Flexibilität der Arbeitnehmer zu ermöglichen.

Das derzeitige erste Ausbildungsjahr basiert auf einem Curriculum, das unabhängig von dem ausgebildeten Metallberuf und dem jeweiligen Ausbildungsbetrieb mit seinen spezifischen Schwerpunkten gültig ist. In der Folge wird das Grundbildungsjahr schwerpunktmäßig in der Ausbildungswerkstatt durchgeführt bzw. im Rahmen des schulischen Berufsgrundbildungsjahres in den Werkstätten der Berufsschule. Eine Integration der Ausbildung in die betrieblichen Geschäfts- und Arbeitsprozesse wird somit nicht realisiert.

Zurzeit werden unterschiedliche Ansätze für eine zukünftige Grundbildung der Metallberufe diskutiert. In der Rahmenvereinbarung zwischen Gesamtmetall und IG Metall zur Neugestaltung der industriellen Metallberufe wird ein Konzept der Kernqualifikationen vorgeschlagen, das sich weitestgehend an der Struktur der Grundbildung der IT-Berufe orientiert. Im Verlauf der gesamten Ausbildungszeit sollen gemeinsame Kernqualifikationen in allen Industrieberufen der Metalltechnik vermittelt werden, die ein Zeitvolumen von 21 Monaten beinhalten. Die Kernqualifikationen bilden schließlich die Voraussetzung für die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer über den Ausbildungsbetrieb hinaus. Hinweise zu der Anbindung der Kernqualifikationen an die Geschäfts- und Arbeitsprozesse sowie deren Bezug zum eigentlichen Ausbildungsberuf sind jedoch nicht erkennbar. Außerdem wird nicht deutlich wie die Kernqualifikationen identifiziert, inhaltlich beschrieben und zeitlich bestimmt werden. Somit ist zu vermuten, dass die bisherige metalltechnische Grundbildung in der Konzeption von »gemeinsamen Kernqualifikationen« lediglich fortsetzt wird.

Im Rahmen des Modellversuches GAB wurde das erste Ausbildungsjahr zur Vermittlung eines beruflichen Orientierungs- und Überblickswissens genutzt, das an den bestehenden Vorerfahrungen der Auszubildenden anknüpft. Drei Lernfelder, die von beruflichen Arbeitsaufgaben aus der Facharbeit des Industriemechanikers abgeleitet worden sind und somit einen engen Bezug zu den Geschäfts- und Arbeitsprozessen aufweisen, bildeten die curriculare Grundlage für diesen Ansatz einer Grundbildung. Dem exemplarischen Lernen kommt bei diesem Konzept eine hohe Bedeutung zu, bei dem die im betrieblichen Arbeitsprozess erlernten Fähigkeiten und Kompetenzen im Mittelpunkt stehen. Daher müssen in der Ausbildung Strukturen geschaffen werden, die dem Auszubildenden die Übertragung seiner Kompetenzen auf ähnliche und neue berufliche Handlungssituationen ermöglichen. Der Berufsbildenden Schule kommt in diesem Kontext eine wichtige Rolle zu, indem hier die jeweiligen betrieblichen Handlungen hinterfragt und verallgemeinert werden.

In dem Beitrag sollen anhand der Ergebnisse aus dem Modellversuch GAB die folgenden drei Thesen belegt werden:

·         Die bestehende Grundbildung, insbesondere das schulische Berufsgrundbildungsjahr, orientiert sich nicht an den betrieblichen Geschäfts- und Arbeitsprozessen.

·         Eine arbeitsprozessorientierte Grundbildung muss sich auf einen konkreten Beruf beziehen und kann sich nicht allein auf berufsübergreifende Kernqualifikationen beziehen.

·         Eine Grundbildung, die sich auf die Vermittlung eines innerhalb der betrieblichen Arbeitsprozesse vermittelten Überblickswissens bezieht, schließt eine berufliche Flexibilität der Auszubildenden nicht aus.

Ziel des Beitrages sollen Empfehlungen für eine zukünftige Grundbildung der industriellen Metallberufe sein, die den bestehenden Widerspruch zwischen der Arbeitsprozessorientierung und der beruflichen Flexibilität auflösen.

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Karl-Georg Nöthen, Hans-Böckler-Berufskolleg, Eitorfer Straße 18/20, 50679 Köln, noethen@schulen-koeln.de

Fertigungstechnische Ausbildungsprojekte - Erfahrungen für die Berufsschulentwicklung nach der Neuordnung

Sind mit der Neuordnung der gewerblichen Berufe die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Verbesserung der Bildungs- und Erziehungsarbeit am Berufskolleg geschaffen?

Der Diskussionsbeitrag zum Workshop stellt diese Fragestellung in den Kontext konkreter Erfahrungen eines Berufskollegs, an dem bereits seit mehreren Jahren sowohl in traditionellen  als auch in neugeordneten Metallberufen nach dem Lernfeldkonzept unterrichtet wird.

Die relative Offenheit der curricularen Vorgaben, die Forderung nach Differenzierung und stärkerer Berücksichtigung berufstypischer und berufsübergreifender Qualifikationen (z.B. Doppelqualifikation) verlagert einen großen Teil der didaktisch-curricularen Arbeit an die Berufsschule. Jede Schule bildet hierbei – u.a. in Lernortkooperation - ein markantes Profil aus, das die spezifischen regionalen Anforderungen ihres Standorts berücksichtigt. Für die mit der Profilbildung verbundenen Anforderungen und Aufgaben können die Schulen in NRW zunehmende Gestaltungs- und Verantwortungsspielräume nutzen (z.B. durch das Modellprojekt „Selbstständige Schule“).

Es ist nun Aufgabe und zugleich Herausforderung für jede Schule, diese Freiheiten und Spielräume nicht bloß zu verwalten, sondern sie dafür zu nutzen, das Unterrichtsangebot für die Schüler – vor dem Hintergrund der geänderten Anforderungen - professionell zu gestalten und die Ressourcen der Schule für diese Aufgabe flexibel sowie ökonomisch einzusetzen. Die Profes­sionalität der Bildungs- und Erziehungsarbeit zeigt sich unter anderem in der Flexibilität und der Offenheit der Unterrichtsorganisation. Beides sind Indizien dafür, inwieweit den individuellen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung getragen wird. Weitere Indizien sind das Vorhandensein eines flexiblen Schulmanagements, funktionierender Mitwirkungsstrukturen und Klassenteams, schulinterner Fortbildungsplanung, schuleigener Curriculas mit regionalen Bezügen, einer angemessenen Lernortkooperation sowie institutionalisierter Evaluationsprozesse zur Qualitätssicherung.

Im Rahmen des Beitrags werden die Eckpunkte der pädagogischen Schulentwicklung des Hans-Böckler-Berufskollegs hin zu mehr Qualität und Innovation in der Bildungs- und Erziehungsarbeit skizziert. Im Mittelpunkt stehen hierbei konkrete Schulentwicklungs­prozesse im Bereich der Teamentwicklung sowie Erfahrungen mit selbstorganisierten Lernprozessen.

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Petra Westpfahl, Bundesinstitut für Berufsbildung, Friedrich-Ebert-Allee 38, 53113 Bonn

Innovation mit Hindernissen - Stand und Perspektiven der Neuordnung der industriellen Metallberufe

Grundsatzfragen und Ziele der Neuordnung der metallindustriellen Ausbildungsberufe

Gegenwärtig in Deutschland ein genereller Attraktivitätsverlust im gewerblich-technischen Bereich zu konstatieren. Dies wird noch verstärkt durch die demographische Entwicklung, die auch quantitativ das Fachkräftepotential stark schrumpfen lässt.

Diesem Trend muss strukturell entgegengewirkt werden. Ist ein neues Verständnis der Fachlichkeit ein geeignetes Instrument um die Attraktivität der Berufsausbildung in den industriellen Metallberufen wirksam zu steigern???

Rahmenvereinbarung und Konsensprinzip

Nicht nur das Ringen um tragfähige Kompromisse bei den „Grundpfeilern“ der Neuordnung der industriellen Metallberufe (Rahmenvereinbarung zwischen IG-Metall und Gesamtmetall) , auch die Abstimmung zwischen den industriellen Metall- und Elektroberufen erweisen sich oft als nicht vorhersehbare „Zeitfresser“.

„Was lange währt“: Stand des Verfahrens

Nachdem im sog. „Antragsgespräch“ am 7. April im BMWA die Eckwerte der Neuordnung mit den Sozialpartnern vereinbart werden konnten, werden im Juni die Sachverständigen mit dem offiziellen Neuordnungsverfahren beginnen - ein Ausblick

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Workshop 2: Berufsbildgestaltung im Bereich Fahrzeugtechnik

Matthias Becker, biat – Universität Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg

Künstliche Intelligenz und Expertensysteme im Kfz–Service – Optimierung der Diagnosearbeit oder Dequalifizierungsinstrument?

Die neuen fahrzeugtechnischen Berufe werden einem Berufsfeld Fahrzeugtechnik zugeordnet sein. Die Abkopplung vom Berufsfeld Metalltechnik bringt Anforderungen an die neuen Berufe zum Ausdruck, die offensichtlich nicht mit der Grundbildung im Berufsfeld Metalltechnik vereinbar sind. Im letzten Jahrzehnt hat eine dramatische Aufgabenverlagerung weg von Wartungs- und Reparaturaufgaben und hin zu Diagnoseaufgaben stattgefunden. Auslöser hierfür ist die starke Durchsetzung der Automobil- und Werkstatttechnologie mit Elektronik und mechatronischen Systemen.

Die Diagnosearbeit im Kfz-Handwerk wird seit einigen Jahren massiv von der Arbeit mit „intelligenten“ Werkzeugen und Fahrzeugen geprägt. Deren künstliche Intelligenz hat Einfluss auf die Einsetzbarkeit und den Erwerb von Kompetenzen der Facharbeiter. Seit einigen Jahren hat sich die Berufsbildungsforschung diesem Problemfeld angenommen. Es galt zu klären, wie groß dieser Einfluss ist und welche Konsequenzen für die Berufsausbildung zu ziehen sind. Die traditionellen Arbeitsweisen im Kfz-Handwerk wurden grundlegend in Frage gestellt. Untersuchungen in Werkstätten und bei den Entwicklern der intelligenten Technik trugen zur Aufklärung der Zusammenhänge zwischen Diagnosearbeit, Diagnosetechnik und deren tutorieller Qualitäten bei. Besonderes Augenmerk wurde auf die Problemlösungsvorgänge in den Werkstätten gelegt. Wie die Probleme in den Werkstätten gelöst werden und welches Vorgehen durch die künstliche Intelligenz in Diagnosewerkzeugen vorgeschlagen wird, wurde detailliert untersucht. Dabei kam zum Vorschein, dass bestimmte Mechanismen der künstlichen Intelligenz und technikzentrierte Vorstellungen von Entwicklern dequalifizierende Auswirkungen auf die Facharbeit haben. Gleichzeitig trägt die durch Expertensysteme gestützte Diagnosearbeit zur Optimierung und Qualitätssteigerung der Diagnosearbeit bei. Dies allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen der Gestaltung solcher Systeme.

Der Beitrag stellt Ergebnisse dieser Forschung vor. Auf die Bedeutung der Diagnosearbeit mit und an intelligenter Technik für die fahrzeugtechnischen Berufe wird eingegangen. Es wird eine Charakterisierung der Diagnosearbeit vorgestellt. Gestaltungsansprüche an intelligente Diagnosesysteme für den Kfz-Service und die Berücksichtigung der Diagnose in der Berufsausbildung werden diskutiert.

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Dieter Paust, Geschäftsführer Verband des Kfz-Gewerbes NRW, Gerresheimer Landstraße 119, 40627 Düsseldorf, Tel.:0211-9 25 95-13, paust@kfz-nrw.de

Strukturen des fahrzeugtechnischen Berufsfeldes und die neuen Berufszuschnitte

Der Vortrag zeigt zunächst die Entwicklung der fahrzeugtechnischen Berufe am Beispiel des Kfz-Mechanikers und des –Elektrikers auf. Durch die Rückschau wird erkennbar, dass mit den Ausbildungsordnungen stets der Versuch unternommen wird, mit den Entwicklungen der Fahrzeugtechnologie Schritt zu halten.

Es wird dargestellt, warum die fahrzeugtechnischen Berufe sich aus dem Berufsfeld Metall verabschiedet haben, wo die Gemeinsamkeiten der Berufe liegen, welche Inhalte die gemeinsame Grundbildung im Berufsfeld Fahrzeugtechnik hat und wann die metallhandwerklichen Fertigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden.

Der Gesamtüberblick über die Struktur der neuen fahrzeugtechnischen Berufe und der Zuschnitt der Fachrichtungen und Schwerpunkte schließt die Schätzung prognostizierter Ausbildungsverhältnisse ein.

Ebenso wird die Umsetzung des Konzeptes der gestreckten Gesellenprüfung am Beispiel des Zweirad-Mechanikers dargestellt, die im Rahmen einer Erprobungsverordnung bis zum Jahre 2007 von allen fahrzeugtechnischen Berufen übernommen wird.

Zum Abschluss wird berichtet, mit welchen Publikationen und Aktionen die Ausbildungsbetriebe über die Neuordnung der jeweiligen Ausbildungsberufe durch die Verbände informiert werden.

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Rainer Petersen, Schulleiter der Staatlichen Gewerbeschule Kraftfahrzeugtechnik, Leiter der KMK-Rahmenlehrplankommission zur Neuordnung der fahrzeugtechni­schen Berufe, Ebelingplatz 9, 20537 Hamburg

Neue Rahmenlehrpläne für die Kfz-Berufe - Auf dem Weg zum Paradigmenwechsel

Die in den Rahmenlehrplänen formulierten Ziele und Inhalte der neugeordneten fahr­zeugtechnischen Berufe provozieren einen didaktischen Wandel in der berufsschuli­schen Ausbildung in diesen Berufen - warum? Einige Thesen.

Die berufs- und werkstattspezifischen Handlungsfelder wie z.B. „Warten und Pflegen", „Instandhalten", Prüfen und Diagnostizieren", „Demontieren und Montieren", „Nach- und Umrüsten", „Servicearbeiten durchführen" bilden die Grundlage für das didaktische Gestalten von berufsschulischen Lernprozessen. Die Lernhandlungen sollen vollständige Geschäfts- und Arbeitsprozesse widerspiegeln, in denen die kon­kreten beruflichen Handlungen von den Lernenden eigenständig geplant, durchge­führt und bewertet werden. Das setzt bei den Lehrenden eine präzise Kenntnis der Werkstatthandlungen voraus.

Der Arbeitsprozess des beruflichen Handlungsfeldes ist vorrangig der Leitfaden für das didaktisch-methodische Gestatten von Lernsituationen- Dieses Muster zieht sich durch die Zielformulierungen und Inhaltslisten aller Lernfelder. Die spezifischen kraft­fahrzeugtechnischen Inhalte sind eingedockt in die Arbeitsprozesse und haben dort ihren sinnvollen Platz. Die Inhalte der Kraftfahrzeugtechnologie strukturieren nicht (wie bisher) die Lernprozesse, sondern arbeitsprozessbezogene Inhalte rangieren in Lernprozessen künftig vor technischen Inhalten-

Die Anforderungen des Geschäftsprozesses wirken in die Werkstattarbeit hinein. Die betrieblichen Mitarbeiter erhalten verstärkt Kontakt mit Auftraggebern, Kunden und sind im Arbeitsprozess selbst interne Kunden aller miteinander kooperierenden Abtei­lungen in einem Betrieb. Kundenorientierung und Qualitätssicherung sind die neuen, zusätzlichen Herausforderung an das technische Personal. Die Entwicklung von Kommunikationskompetenz und Qualitätsbewusstsein muss daher in allen Lernsituationen Berücksichtigung finden.

Zielformulierungen und Inhalte der Lernfelder sind offen formuliert. Im Zuge techni­scher Weiterentwicklungen können problemlos neue Lernsituationen entwickelt werden. Die einzelnen beruflichen Schulen erhalten somit mehr Gestaltungsfreiraum-Aufgaben und übernehmen eine höhere didaktische Verantwortung.

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Markus Schattner und Wilhelm Valler, Berufsbildende Schule Technik Koblenz,
Beatusstraße 143-147, 56073 Koblenz

Das Koblenzer Modell - Schulentwicklung durch Wahlpflichtfächer

Im Schuljahr 2000/2001 wurde an der Berufsbildenden Schule Technik Koblenz erstmals der Versuch unternommen, die 8 möglichen Wahlpflichtfächer der neuen in Rheinland/Pfalz gültigen Rahmenstundentafel im Sinne des Bildungsplaners mit Leben zu füllen. Schüler sollten aus einem Angebot von Modulen ihr Wahlpflichtfach frei „belegen“ dürfen.

Hierfür mussten aus der Kollegenschaft ausreichend Angebote kreiert, organisiert, durch Präsentation beworben werden. Schließlich wurden die Klassenverbände für 2 Unterrichtsstunden pro Woche aufgelöst und ca. 1000 Schüler organisatorisch den Wahlpflichtfachmodulen neu zugeordnet.

Der an der BBS Technik Koblenz beobachtbare Prozess im Rahmen der Entwicklung und Ausprägung der Angebote in den Wahlpflichtfächern kann strukturell und organisatorisch als ein Modell angesehen werden. Der Wahlgedanke ist Realität geworden.

Der geforderten Kompetenzerweiterung des Schülers, trägt dieser Prozess in hohem Maße Rechnung. Dies soll am Beispiel einer Kfz.- Mechanikerklasse exemplarisch dargestellt werden.

Die Beteiligung unserer Schule am Modellversuch DIFLEX gab den Anstoß zu dieser Entwicklung. Ohne die vielfältigen Anregungen dieses Modellversuchs hätte dieser Entwicklungsprozess so nicht stattfinden können.

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Workshop 3: Berufsbildgestaltung im Bereich Versorgungstechnik

Rainer Büchter, , Oskar-von-Miller-Schule, Weserstraße 7, 34125 Kassel
r.buechter@ovm-kassel.de

Innovationen in der Handwerksausbildung - Neuordnung im Bereich SHK

Zum 01.08.2003 wir die neue Ausbildungsordnung sowie der neue Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf „Anlagenmechaniker/in für Sanitär und Heizungstechnik“ in den Ausbildungsbetrieben und an den Berufsschulen eingeführt. In diese beiden Instrumente zur Neugestaltung der Ausbildung flossen wesentliche Erfahrungen aus zahlreichen Modellversuchen ein. So waren in der Vergangenheit die Rahmenlehrpläne hauptsächlich von einer ingenieurwissenschaftlichen Sichtweise geprägt. Bei der Neugestaltung des Rahmenlehrplans stand die Orientierung am Arbeits- und Geschäftsprozess und das „Lernen am Kundenauftrag“ im wesentlichen im Vordergrund.

Die Zusammenlegung der beiden Berufe zum Gas- und Wasserinstallateur und zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer bedeutete nicht die bisherigen Inhalte so zu reduzieren, dass sie dem Auszubildenden in einem Zeitraum von 3 ½ Jahren zu vermitteln sind, sondern vielmehr einen neunen Ausbildungsberuf zu schaffen, der den Anforderungen eines modernen Dienstleistungsunternehmens gerecht wird.

In dem Vortrag wird der neue Rahmenlehrplan für den/die Anlagenmechaniker/in für Sanitär- und Heizungstechnik vorgestellt. Anhand ausgewählter Lernfelder werden die bedeutenden Neuerungen für den Schulalltag aufgezeigt.

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Bernd Peschka, Gewerbeschule Installationstechnik G2, Bundesstrasse 58, 20146 Hamburg, Bernd.peschka@g2.hh.schule.de

Entwicklung von Lernsituationen in der Versorgungstechnik - erste Schritte auf dem Weg in die Zukunft der Berufsschule

Die Hamburger Berufsschule für Gas- und Wasserinstallateure und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer unterrichtet bereits seit dem 1.8.2002 sechs Klassen im ersten Ausbildungsjahr nach dem Lernfeldkonzept mit den Inhalten des KMK-Rahmenlehrplanausschusses.

In dem Vortrag von Bernd Peschka, Oberstudienrat an der G2 und Didaktischer Berater für die Entwicklung der Lernfelder, wird an einem Beispiel dargestellt, wie ein Lernfeld an der G2 entwickelt und umgesetzt wurde.

Das Lernfeld 2a „Bearbeiten von Anlagenteilen mit Maschinen“ wurde als „Kundenauftrag“ aufgearbeitet. Die Auszubildenden planten eine Rohrhalterung für die Leitungsanlage in einer Tiefgarage als Teilbereich des Kundenauftrages.

Die Auszubildenden planten ihr Vorgehen für die Umsetzung des Auftrages, legten Bewertungsmaßstäbe fest, beschafften sich alle notwendigen Informationen, erarbeiteten Lösungsvorschläge, erstellten die technischen Unterlagen bis hin zu den Bestellungen. Dabei erlernten die Auszubildenden die Inhalte des Lernfeldes.

Das gesamte Lernfeld ist als ein Projekt aufgebaut und die verschiedenen Lernsituationen dienen der Erfüllung dieses Projektes. Eine Anhäufung von unterschiedlichen thematischen Abschnitten wie z.B. auf der Web-Site von www.shk-lehrer.de vertreten, wird bewusst nicht angestrebt, um die Auszubildenden in diesem Lernfeld an Planungstechniken heranzuführen.

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StR Hans Müller, Oskar-von-Miller-Schule, Weserstraße 7, 34125 Kassel
Dr. Jörg Pfeiffer, Universität Kassel/FB 07, Nora-Platiel-Straße 5, 34127 Kassel

Vorsicht Falle!

Fallstricke bei der Umsetzung der Neuordnung am Beispiel des Lernfeldes „Installieren einer raumlufttechnischen Anlage“ – Ein Beitrag aus dem Modellversuch LENE –

Entsprechend der Zielsetzung im neugeordneten Beruf Anlagenmechaniker/in für Sanitär- Tel.: 0561/804-3788und Heizungstechnik sollen Gesellen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung verantwortlich handeln und sich als Dienstleister verstehen, die „ihr Handeln und Auftreten an den Erwartungen und Wünschen der Kunden“ orientieren.

Innerhalb des Lernfeldes „Installieren einer raumlufttechnischen Anlage“ sollen die Schülerinnen und Schüler „die Installation einer einfachen raumlufttechnischen Anlage in Abhängigkeit von verschiedenen Gebäudearten“ planen.

Wir haben im Rahmen des Modellversuchs LENE versucht, diesen Zielen gerecht zu werden und sind bei der Umsetzung auf Anforderungen, Probleme und Widersprüche gestoßen, die wir kurz darstellen und anschließend diskutieren möchten:

·         Probleme der (gemeinsamen) Unterrichtsorganisation und ‑vorbereitung

·         Anforderungen an die pädagogischen Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer

·         Zielkonflikte im Hinblick auf die Gestaltung einer gleichzeitig fachlich fundierten sowie nachhaltigkeits‑ und kundenorientierten Berufsausbildung

Unser Ziel ist es, ausgehend von unseren Erfahrungen Problembewusstsein für die Arbeit in lernfeldstrukturierten Lehrplänen zu schaffen und Lösungsansätze zur Gestaltung von Lern­situationen zu diskutieren.

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Michael Sander, Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung FPB Universität Bremen,
Wilhelm-Herbst-Str. 7, 28359 Bremen, michael.sander@uni-bremen.de

Lernen im und am Kundenauftrag – Konzept, Erfahrungen, Perspektiven

Die berufliche Bildung hat sich in den letzten Jahren in Industrie und Handwerk verstärkt mit Formen und Möglichkeiten der Integration des Lernens in Arbeits- und Geschäftsprozessen befasst. Dieser Trend zur Verzahnung von Arbeiten und Lernen in der betrieblichen Ausbildung bzw. von Theorie und Praxis im berufsschulischen Unterricht setzt sich bis heute fort. Die Notwendigkeiten dieser Bemühungen zur Reformierung des Dualen Systems der beruflichen Bildung in Deutschland wurden und werden mit dem Wandel gesellschafts-, wirtschafts-, arbeitsmarkt- und bildungspolitischer sowie technisch-ökonomischer und nicht zuletzt ökologischer Kontexte begründet. Entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems durch die Gestaltung des Arbeitsplatzes als Lernort gingen dabei von den Ergebnissen und Erfahrungen sog. Modellversuchsreihen zum »Dezentralen Lernen« für die industrielle Berufsbildung und zum »Auftragsorientierten Lernen« im Handwerk aus. Während jedoch heute die industrielle Ausbildung in weiten Teilen arbeits- und geschäftsprozessorientiert organisiert wird, sind im Handwerk die Konzepte des auftragsorientierten Lernens bisher wenig systematisch weiterentwickelt worden und längst nicht auf allen Ebenen der Ausbildung anzutreffen.

Der Vortrag versucht in seiner Gesamtheit einen Entwicklungsstrang des auftragsorientierten Lernens – das »Lernen im und am Kundenauftrag« – vor diesem Hintergrund nachzuzeichnen. Hierzu wird die Entstehung sowie der jetzige Entwicklungsstand des Konzepts dargestellt. Darüber hinaus werden die grundlegenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zur breiten Umsetzung des Konzepts in der betrieblichen und schulischen Ausbildung dargelegt (insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen, die sich aus der Neuordnung einiger Handwerksberufe ergeben) und an Praxisbeispielen illustriert. Abschließend werden zukünftige Handlungsbedarfe zur Weiterentwicklung des Auftragslernens im Handwerk, insbesondere des »Lernens im und am Kundenauftrag« zusammenfassend angerissen.

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Workshop 4: Lernfelder – wie erfolgreich ist ihre Umsetzung?

Diana Schröter und Egbert Kluitmann, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Zschokkestr. 32, 39016 Magdeburg

„Studierfähigkeit“ im Lernfeldkonzept – Eine doppeltqualifizierende Handwerksausbildung mit Hilfe von Lern- und Arbeitsaufgaben

Berufliche Ausbildung in gewerblich-technischen Berufsfeldern ist in den vergangenen Jahrzehnten unter dem Gesichtspunkt der Gestaltungsorientierung und der Beteiligung an Arbeitsprozessen diskutiert worden. Dem entspricht auch der neue Mainstream im Bildungsauftrag der Berufsschule: Schulische Lernsituationen sollen sich an betrieblichen Handlungssituationen, mithin an betrieblichen Arbeitsprozessen der angehenden Fachkräfte orientieren. Ebenso weist der Bildungsauftrag des Berufskollegs aus, dass „im Rahmen des Differenzierungsbereiches (...) Zusatzqualifikationen oder die Fachhochschulreife erworben werden“ können (APO-BK, Anlage A, §2).

Der erste Teil des Beitrags geht auf die im Rahmen der Fachhochschulreife zu erwerbende „Studierfähigkeit“ ein. Über die Rahmenvorgaben der KMK hinaus bereitet die Operationalisierung dieses Begriffs oft große Schwierigkeiten. Es werden unterschiedliche Ansätze, die „Studierfähigkeit“ analysiert haben, dargestellt und mit „beruflicher Handlungskompetenz“ verglichen. Daraus wird ein eigenes Konzept zur Studierfähigkeit als Arbeitsgrundlage für einen doppeltqualifizierenden Ausbildungsgang entwickelt.

Die Umsetzung derart gestalteter Vorgaben erfolgt in einem ganzheitlichen, lernortübergreifenden Ausbildungskonzept mit Lern- und Arbeitsaufgaben. Im zweiten Teil des Beitrags wird exemplarisch eine der Lern- und Arbeitsaufgaben vorgestellt, die den herkömmlichen Unterricht ergänzen. Die lernortübergreifende Aufgabengestaltung und -durchführung ist dabei Notwendigkeit und Chance zugleich: Es wird aufgezeigt, wie Schule ihrem Bildungsauftrag auch in ganzheitlichen Konzeptionen gerecht werden kann, aber auch welchen Beitrag die (über-)betrieblichen Lernorte zur Ausbildung von Studierfähigkeit leisten (können).

Literatur:

APO-BK: Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs. 26.05.1999

Kluitmann, Egbert/Nolting, Jürgen: Der Weg zu einem arbeitsprozess- und lernfeldorientierten Unterricht. In: lernen & lehren, 64 (2001), Wolfenbüttel 2001, S. 162-171.

KMK (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland): Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. Stand: 15.09.2000, Bonn 2000.

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Kerstin Meyer, Institut Technik und Bildung der Universität Bremen, Am Fallturm 1, 28359 Bremen

Stärken- und Bedarfsanalysen – Instrument zur Identifizierung von
Ausbildungspotenzialen

Die Inhalte und Methoden der Berufsausbildung entsprechen den modernen Produktions- und Unternehmenskonzepten nur noch bedingt. Die Auseinandersetzung mit technischen Einzelkomponenten und die Beherrschung kontextfreier Einzelverrichtungen verlieren zunehmend an Bedeutung. In den Mittelpunkt der berufspädagogischen Diskussion rückt dagegen das Arbeitsprozesswissen, das es den angehenden Fachkräften ermöglicht, auch in Problemsituationen und bei unvorhergesehenen Ereignissen angemessen zu agieren.

Bereits 1991 hat die Kultusministerkonferenz (KMK) mit ihrer Vereinbarung über die Berufsschule die Leitidee für eine „Mitgestaltung der Arbeitswelt“ zielende Berufsbildung aufgegriffen. Mit der Einführung der Lernfeldstruktur aus dem Jahr 1996 wurde dann die Grundlage geschaffen, Handlungs- und Gestaltungsorientierung der schulischen Ausbildung stärker auf die betrieblichen Handlungsfelder zu beziehen. Mit der Neuordnung der industriellen Metallberufe wird die Forderung erhoben, die Berufsbildung stärker an den tatsächlichen Geschäfts- und Arbeitsprozessen der Unternehmen zu orientieren.

Mit der anstehenden Neuordnung können die entstehenden Freiräume der Curricula genutzt werden, um die Kooperation zwischen den Lernorten Schule und Betriebe durch eine stärkere Orientierung an den betrieblichen Aufgabenstellungen der Betriebe zu intensivieren. Während sich im Betrieb eine konkrete Arbeitsaufgabe stellt, kann diese in der Berufsschule aufgegriffen, systematisiert und verallgemeinert werden. Der Berufsschule bietet sich die Möglichkeit, den Unterricht inhaltlich auf die Geschäfts- und Arbeitsprozesse der Unternehmen zu beziehen.

Wie aber lassen sich die Geschäfts- und Arbeitsprozesse der Unternehmen für die Berufsausbildung systematisch erfassen?

Im Rahmen des Modellversuchs GAPA „Geschäfts- und arbeitsprozessorientierte Ausbildung“ des Landes Nordrhein-Westfalens wurde das Instrument „Stärken- und Bedarfsanalysen“ zur Identifizierung des regionalen Ausbildungspotenzials entwickelt. Mit dem Instrument können im Hinblick auf die Ausbildung die Ressourcen, Potenziale und Erfordernisse der Betriebe identifiziert werden. Sie verfolgen zusammenfassend folgende Ziele:

·         Bestandsaufnahme der betrieblichen Ausbildungssituation (Organisation, Ressourcen, Stellenwert, Besonderheiten).

·         Identifizierung der Schwerpunkte der Facharbeit in den Betrieben auf Grund ihrer spezifischen Geschäfts- und Arbeitsprozesse.

·         Erarbeitung von Empfehlungen zur Nutzung der identifizierten Stärken für die Ausbildung und von Hinweisen auf Bedarfe, Zusammenstellung von good-practice-Beispielen.

·         Aufbereitung der gewonnenen Erkenntnisse zu einem Manual als Grundlage für die Ausbildungsplanung und -gestaltung.

Ziel diese Beitrages soll es sein, mit Hilfe des Instruments der Stärken- und Bedarfsanalysen die Möglichkeiten zur Stärkung der Kooperationen sowie die Ausgestaltung von Curricula im Rahmen der anstehenden Neuordnung darzustellen. Dabei werden die Strukturierungsmerkmale und der Ablauf der Untersuchung detailliert vorgestellt sowie die Verwendung der Ergebnisse der Analysen in der Ausbildungspraxis erläutert.

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Karl-Georg Nöthen, Hans-Böckler-Berufskolleg, Eitorfer Straße 20, 50679 Köln, noethen@schulen-koeln.de

Vom Lernfeld zur Lernsituation - Erfahrungen mit der Umsetzung eines metalltechnischen Berufskollegs

Der Diskussionsbeitrag zum Workshop beschreibt Erfahrungen des Hans-Böckler-Berufskollegs mit dem Unterrichten nach dem Lernfeldkonzept.

Eine Erkenntnis vorweg: Handlungs- und Lernfeldorientierung als Teil einer neuen Lernkultur erfordert zwingend die Kooperation der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer bei der Unterrichtsplanung, -durch­füh­rung und -bewertung. Darüber hinaus selbstverständlich die Kooperation mit den Ausbildungsbetrieben. Über eine didaktische Jahresplanung wird die Zusammenarbeit ge­steuert und für alle Beteiligten dokumentiert. Hierbei müssen Freiräume  in den überarbeiteten curricularen und sonstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen offensiv dafür genutzt werden, um zum Beispiel durch Differenzierung eine individuelle Förderung, eine Verkürzung der Ausbildungszeit oder den Erwerb von Zusatzqualifikationen bzw. höheren Schulabschlüssen  zu erreichen.  

Die komplexen Lernfelder werden im Rahmen der didaktischen Planung eines Bildungsgangs durch mehrdimensional angelegte Lernsituationen konkretisiert. Lernsituationen orien­tieren sich an für den Schüler bedeutsamen exemplarischen Arbeits- und Geschäftsprozessen des Berufsbildes. Handlungs- und lernfeldorientiertes Lernen erfordert einen schülerorientierten Unterricht, der an die Erfahrungen sowie die subjektiven Interessen der Schülerinnen und Schüler anknüpft und offen ist für individuelle Lösungsstrategien. Solcher Unterricht bezieht die Schülerinnen und Schüler in die Verantwortung für den Lernprozess und -erfolg ein. Hieraus leiten sich geänderte Anforderungen an die Lehrerrolle ab.

In der neuen Rolle versteht sich  der Lehrer nicht mehr so sehr als Wissensvermittler. Vielmehr bemüht er sich, als Moderator von Lernprozessen das Potenzial der ratsuchenden Schülerinnen und Schüler für eigenständige Lösungsansätze zu mobilisieren und nicht voreilig Lösungsansätze bereitzustellen. Der hiermit einhergehende Rollenwechsel der Schülerinnen und Schüler weg vom Konsumenten hin zum selbständig handelnden Akteur ist gerade bei älteren Jahrgangsstufen mit hinreichender Erfahrung frontaler Unterrichts­methoden nicht unproblematisch. Deshalb empfiehlt es sich, den Schülern bereits frühzeitig den Erfahrungsgewinn professionellen, offenen Unterrichts zu ermöglichen und ab dem ersten Berufsschultag u.a. mit dem Methodentraining zu beginnen.

Im Diskussionsbeitrag  wird der Weg vom Lernfeld zur Lernsituation anhand im Unterricht erprobter Beispiele skizziert. Ein Schwerpunkt ist die Bewertung von Schülerleistung bei handlungsorientierten Lehr-/Lernprozessen.

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Joachim Stenger, Fachleiter für Fahrzeugtechnik an den Studienseminaren für die Sekundarstufe II Köln und Aachen
Dietrich Schäfer, Fachleiter für Maschinentechnik am Studienseminar für die Sekundarstufe II Köln, Claudiusstr. 1, 50698 Köln

Lernfelddidaktik im Umfeld von Dienstleistung und Produktion – Ziele im 2. Abschnitt der Lehrerausbildung

Die Referendare am Kölner Studienseminar (und auch in Aachen) im zusammengeführten Fachseminar für Maschinentechnik, Fertigungstechnik und Kfz-Technik erlernen Lernfeldorientierung aus verschiedenen Zugängen bei der Planungsarbeit zu Unterrichtsreihen.

Den verschiedenen Fächern wird insofern Rechnung getragen, dass die jeweiligen Konkretisierungen aus den Fachbereichen kommen. Hierbei gibt es im Ausbildungsalltag keine sinnhafte Unterscheidung zwischen Maschinentechnik und Fertigungstechnik.

Die unterschiedlichen Zugänge (s.o.) auf die Planungen ergeben sich aus dem Ausbildungsstand und möglicher Nachfrage seitens der betroffenen Referendare.

Zugänge sind z.B. die Struktur des Lernfeldkonzepts, problemorientiertes Lernen, Analyse beruflicher Tätigkeiten zur Ableitung schulischer Inhalte und Themen (didaktische Analyse), Lernsituationsbeschreibungen (Problemstellungen) als Unterrichtseinstiege, Lernen in Gruppen, Lernen durch technische Konstruktionen, Labor- und Experimentalunterricht usw.

Da bisher nur wenige Lehrpläne im Metallbereich lernfeldstrukturiert sind (z.B. Mechatroniker, Metallbauer), diente das Konzept als Legitimation und didaktisches Strukturierungsinstrument zur Planung handlungsorientierter Lernprozesse. Eine Passung im Rahmen einer didaktischen Jahresplanung ist dabei eher die Angelegenheit der Schule.

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Workshop 5: Europäisierung der Berufsbildung

Jessica Blings, biat – Universität Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg

RecyOccupation – ein europäisches Berufsprofil für die Kreislaufwirtschaft

Die europäische Umweltgesetzgebung beeinflusst die Recyclingbranche erheblich. Neben den generellen Abfallwirtschaftsgesetzen regeln vor allem Deponie- und Verpackungsrichtlinien die Stoffflüsse grundsätzlich. Die Umsetzung der europäischen Umweltrichtlinien bereitet den Ländern noch Schwierigkeiten. Dies zeigt sich auch daran, dass bisher nur die traditionellen Recyclinggeschäftsfelder wie Papier und Glas in Europa weit verbreitet sind. Deutliche Steigerungen sind beim Recycling der Verpackungsabfälle und organischen Materialien notwendig. Weitere Herausforderungen entstehen durch die Richtlinien für einzelne Sparten wie die Altauto- oder die Elektronikschrottrichtlinie. Hinzu kommt die hohe Innovationsgeschwindigkeit der Abfallbehandlungsverfahren. Das bedeutet auch in den Ländern, in denen die Branche in einer Vielzahl von verschiedenen Sparten etabliert ist, wird es weiter zur Veränderungen oder Ausweitung von Geschäftsbereichen und Neustrukturierungen der Betätigungsfelder der Firmen kommen.

Diese Entwicklung stellt wachsende Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Es wurde ermittelt, dass europaweit vereinzelt vorhandene Qualifizierungsmaßnahmen sich bisher hauptsächlich an den abfallentsorgenden Sektor und das Management richten. Das heißt unter anderem, es werden vor allem Kompetenzen für "end-of-the-pipe" Strategien vermittelt. Die Recyclingaufgaben werden bisher nicht mit geeigneten Maßnahmen unterstützt.

Derzeit hat die Projektgruppe RecyOccupation mit Partnern aus Griechenland, Spanien, Großbritannien und Deutschland in einem Leonardo Da Vinci Pilotprojekt ein europäisches Kernberufsprofil für die Kreislauf- und Abfallwirtschaft, welches auf nationaler Ebene implementiert werden kann, entwickelt. Des weiteren wird ein Rahmenkonzept für umwelttechnische Berufe in Europa erstellt.

Es werden die Eckpunkte auf dem Weg zur Gestaltung dieses Berufsprofils sowie die Grundstruktur des Profils vorgestellt. Dabei wird näher auf die Identifizierung der Kernaufgaben der europäischen Recyclingbetriebe als Strukturierungsgrundlage für das Erstausbildungsprofil eingegangen. Weiter werden beispielhaft einzelne Kernaufgaben des mehrdimensionalen, an den Arbeitsprozessen orientierten Curriculum vorgestellt werden.

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Hartmut Müller, EU-Geschäftsstelle, Bezirksregierung Köln, Zeughausstr. 2 – 10, 50667 Köln,
Regina Spöttl, biat – Universität Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg

Das Sokrates-Comenius Projekt: „Vision Menschenrechtskultur – Integration der Menschenrechte in die technischen Curricula der beruflichen Schulen“

Auch mehr als 50 Jahre nach Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 ist die Vision einer nachhaltigen Menschenrechtskultur immer noch nicht realisiert. Menschenrechtsverletzungen bleiben in den meisten Staaten der Erde traurige Wirklichkeit. Was notwendig wäre, ist eine frühzeitige und kontinuierliche Behandlung des Themenkomplexes Menschenrechte in den Schulen, auch und gerade an den beruflichen Schulen. Mit Blick auf die Globalisierung und die wachsende welt­weite Mobilität der Arbeitskräfte ist es noch wichtiger geworden, die Menschenrechte zu reflektieren und aktiv zur Umsetzung dieses Ideals beizutragen. Das Thema Menschenrechte darf nicht nur einmal im Jahr hochtheoretisch im Rahmen des Geschichts- oder Sozialkundeunterrichts behandelt und dann wieder vergessen werden, sondern sollte allgegenwärtig sein und immer dann zum Zuge kommen, wenn sich spezifische, für die Schüler relevante und nachvoll­ziehbare Lernsituationen ergeben. Lehrer sollen ihre Schüler dann über die Menschen­rech­te informieren, Betroffenheit bei den Schülern herstellen und ihnen schließlich Lösungsmöglichkeiten anbieten, was sie konkret gegen Menschenrechts­verletzungen tun können.

Das europäische Projekt „Vision Human Rights Culture“ zielt darauf ab, Lehrern an beruflichen Schulen Visionen, Informationen und Hilfsmittel in die Hand zu geben, damit die Idee der Menschenrechte auch in die technischen Curricula einfließen kann. Die Lehrkräfte sollen in der Lage sein, die obengenannten speziellen Lernsituationen  zu   erkennen oder auch zu initiieren und jederzeit auf eine Diskussion über Menschenrechte eingestellt zu sein. Zusätzlich soll im Rahmen des Projektes ein Weiterbildungskurs für Lehrer an beruflichen Schulen ausgearbeitet werden, um sie zu „Menschenrechts-Botschaftern“ zu qualifizieren, die ihr Wissen an ihre Kollegen weitergeben.

Das Projekt „Vision Human Rights Culture“ vereint vier nationale Teams aus Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien, die jeweils aus einem Lehrerbildungsinstitut einer Universität, der Bezirksregierung, mehreren beruflichen Schulen und Menschenrechts-NGO (Nichtregierungsorganisationen) bestehen.

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Lars Windelband, biat – Universität Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg

EarlyBird: Früherkennung von Qualifizierungsbedarf und Maßnahmen gestaltungsorientierter Berufsbildung

Zentrum des Forschungsprojektes ist die Früherkennung von neuen Beschäftigungsfeldern und Qualifizierungsbedarf. Um dieses leisten zu können, werden Methoden und Instrumente für sektorbezogene Untersuchungen entwickelt und angewandt. Erprobt wird das Instrument in zwei Sektoren, dem Recycling- und dem Werkzeugmaschinensektor, um zu Erkenntnissen über die zukünftigen Entwicklungen der Facharbeit zu gelangen. Die Ergebnisse werden mit Hilfe der Szenariomethode aufbereitet, so dass zukunftsorientierte Beschäftigungsfelder und dazugehörige Qualifizierungsprofile eindeutig benannt werden können. Für beispielhafte Untersuchungsfälle werden Berufsprofile und Curricula entwickelt, um die Tragfähigkeit der angewandten Instrumente nachzuweisen.

Die Herausbildung neuer Beschäftigungsfelder und Qualifikationsanforderungen soll bereits unmittelbar im Entstehungsprozess erkannt werden, um den arbeitsorganisatorischen, technischen und strukturellen Wandel sowie den Übergang in eine Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft durch das Berufsbildungssystem unterstützen zu können. Zudem soll ein Beitrag geleistet werden, zukünftig nicht mehr mit einer Zeitverzögerung auf neue Qualifikationserfordernisse zu reagieren, um die Facharbeiter eher auf die Veränderungen in der beruflichen Erstausbildung (und Weiterbildung) vorbereiten zu können.

Das zu entwickelnde Instrumentarium zur Früherkennung basiert auf der Basis realer Arbeitprozesse in den Unternehmen. An deren Realitäten wird mit Früherkennungsmaßnahmen angeknüpft. Mit verschiedenen „Indikatoren der Früherkennung“ (innere Beschäftigungsstrukturen, Organisationsstrukturen, Qualitätsstandards, Diffusion von ICT, Kundenzugang, etc.) sollen neue Beschäftigungsfelder, Qualifizierungsbedarf und Qualifikationsprofile ermittelt werden.

Die Ziel und das Anliegen des Projektes werden näher beschrieben. Vertiefend wird die Entwicklung der Indikatoren und deren Operationalisierung für eine Früherkennung von Qualifizierungsbedarf gezeigt, um zu verdeutlichen wie daraus Szenarien für entsprechende Qualifizierungsprofile zu entwickeln sind.

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Workshop 6: Neue Berufsbilder – neue Prüfungen!

Dr. Walter Hoffmann, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Villemombler Str. 76,
53123 Bonn

Gestreckte Prüfung – neue Anforderungen an Form und Inhalt

1.                Allgemeines

Die Bundesregierung hat in der vergangenen Legislaturperiode grundlegende Reformen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit dem Ziel begonnen, diese nachhaltig zu modernisieren und vor allem mehr Betriebe für die berufliche Ausbildung zu gewinnen. In dieser Legislaturperiode soll u.a. deshalb das Berufsbildungsgesetz novelliert werden.

2.                Zwischenprüfungen

In allen dualen Ausbildungsordnungen ist jeweils eine Zwischenprüfung vorgesehen. Auf die Fortsetzung eines Ausbildungsverhältnisses hat die Zwischenprüfung keinen rechtlichen Einfluss. Ihr Ergebnis fließt nicht in die Benotung der Abschlussprüfung ein. Dies bedeutet, die Zwischenprüfung dient lediglich der Feststellung des Ausbildungsstandes. Sie ist Qualitätskontrolle für den Lehrling selbst, für den Ausbildungsbetrieb und für die Berufsschule.

Die Arbeitsgruppe Prüfungen im Bündnis für Arbeit hat vereinbart, in einigen Ausbildungsberufen eine sog. „gestreckte Abschlussprüfung“ zu erproben. An Stelle einer Zwischenprüfung wird in diesen Berufen ein erster Teil der Abschlussprüfung durchgeführt.

3. Erprobung gestreckter Prüfungsformen

Im Fahrzeug- und Metallsektor sind voraussichtlich 10 Berufe für die gestreckte Prüfung im Rahmen einer sog. Erprobungsverordnung für die Zeit vom 01.08.2003 bis 31.07.2007 vorgesehen.

Die gestreckte Prüfung besteht aus 2 Teilen.

Anders als bei der bisherigen Zwischenprüfung bilden in Teil I der gestreckten Prüfung die Prüfungsergebnisse ein erstes Teilergebnis für die Abschlussprüfung. Dieses fließt mit einem bestimmten Prozentsatz (2o - 4o %) ins Endergebnis der Abschlussprüfung ein. Fertigkeiten und Kenntnisse, die bereits Gegenstand von Teil I der gestreckten Prüfung waren, sollen möglichst in Teil II nicht noch einmal vorkommen.

Teil II der Gesellenprüfung findet am Ende der Ausbildung statt. Er besteht aus den Teilen A und B.

Der Teil A umfasst z.B. fünf praktische Arbeitsaufgaben, die zusammen mit einem Fachgespräch durchgeführt werden können.

Der zweite Teil der Prüfung Teil B besteht z.B. aus drei schriftlichen Prüfungsbereichen. Wie bisher kann der Prüfungsteil B auf Antrag des Prüflings oder nach Ermessen des Prüfungsausschusses in einzelnen Prüfungsbereichen durch eine mündliche Prüfung ergänzt werden, wenn dieses für das Bestehen der Prüfung den Ausschlag geben kann.

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Bernd Klein, Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg Köln, Eitorfer Str. 16,50679 Köln
b.klein@schulen-koeln.de

Situationsorientierte Prüfungen – ein Modell für den Nachweis beruflicher Kompetenz

Basierend auf der Verordnung über die Prüfung zum Abschluss „Geprüfter Kraftfahrzeugtechniker/ Geprüfte Kraftfahrzeugtechnikerin vom 15.12.1997 des BM Bildung ,Wissenschaft Forschung und Technologie wurde eine handlungsorientierte Prüfung als Abschluss der beruflichen Fortbildung zum Servicetechniker vorgegeben.

Diese gesetzlichen Vorgaben wurden konkretisiert in einem Leitfaden zur Prüfung vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe ZDK vom März 2000.

Im Vorwort weist Ingo Meyer, Geschäftsführer des ZDK dieser situationsorientierten Prüfungsstruktur Wegbereiterfunktion für die Meisterverordnungen und Ausbildungsverordnungen des Kraftfahrzeugmechatroniker Handwerks zu.

Diese Aussage erlangt Gewicht durch die Integration des Servicetechnikers in ein modulares Aus- und Weiterbildungskonzept, dessen Basis - die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker/in - jetzt als letzter Teil fertig gestellt wird.

Im Vortrag werden die Erfahrungen, die am Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg bei der Konzeption und Durchführung der ersten Servicetechnikerprüfung als situationsorientierte Prüfung nach den oben dargelegten Vorgaben gemacht wurden, vorgestellt.

Dies soll eine Diskussionsgrundlage im Workshop 6: „Neue Berufsbilder - neue Prüfungen“ bilden und Möglichkeiten und Grenzen der situationsorientierten Prüfung im Gespräch herausarbeiten.

Diskussionsansätze

-          Gesetzliche Vorgaben und Vorgaben des ZDK zur Servicetechnikerprüfung

-          Übersicht über Prüfungsablauf am Beispiel Geprüfter Kfz-Servicetechniker

-          Nachbildung betrieblichen Geschehens in Prüfungen?

-          Vorbereitung zur Prüfung, antrainiertes Verhalten oder Problemlösungskompetenz?

-          Schriftliche Prüfungsteile, Anachronismus in Situationsorientierten Prüfungen?

-          Bewertungskriterien

-          Kundengespräch, Schlüssel zur Bewertung?

-          Vergleichbarkeit der Prüfung bei individueller, extrem exemplarischer Prüfung?

-          Prüfung von Betriebsabläufen (Garantieabwicklung, Ersatzteilorder etc.) darstellbar?

Literatur

Joachim Syha, Ingo Meyer (2000) Leitfaden Prüfung zum anerkannten Abschluss als Geprüfter Servicetechniker, Zentralverband des Kfz-Gewerbes Bonn

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Rainer Koßmann, Abteilungsleiter Geschäftsbereich Berufsbildung, Handwerkskammer Arnsberg, Brückenplatz 1, 59821 Arnsberg, rainer.kossmann@hwk-arnsberg.de

Qualifizierung der Prüfungsausschüsse für eine arbeitsprozessorientierte Evaluation

Die handwerklichen Metallberufe Metallbauer/-in und Feinwerkmechaniker/-in sind zum 1. August 2002 neugeordnet worden. Die fahrzeugtechnischen Berufe sollen folgen. Mit der Neuordnung sind strukturelle und inhaltliche Änderungen verbunden. Das gesamte Prüfungsverfahren und die Prüfungsabwicklung müssen den neuen Bestimmungen angepasst werden. Dies hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Arbeitsweise des Prüfungsausschusses.

Darüber hinaus sind die Erprobungsverordnungen in den erwähnten handwerklichen Metallberufen zum 1. April 2003 in Kraft getreten. Die Zwischenprüfung wird aufgewertet und gilt als Teil 1 der Gesellenprüfung, die mit 30% in das Gesamtergebnis einfließt. Die punktuelle Gesellenprüfung am Ende der Berufsausbildung ist Teil 2 der Gesellenprüfung mit einer Anrechnung von 70%. Auch die Bestehensregelungen wurden modifiziert. Die Bestimmungen sind zwar eindeutig, aber doch Neuland für die Prüfungsausschüsse. Ähnliches gilt für die mündliche Ergänzungsprüfung. Künftig stellt sich erst nach der praktischen Prüfung heraus, welche Kandidaten mündlich geprüft werden dürfen. Zusätzliche Rechenoperationen durch die Prüfer sind erforderlich.

Die Prüfungsausschüsse müssen in einer Übergangszeit in einem Prüfungstermin bis zu drei unterschiedliche Prüfungsverfahren im selben Beruf abwickeln. Mit den unterschiedlichen Verfahren müssen die Prüfer rechtssicher vertraut gemacht werden. Denn oftmals steckt der Teufel im Detail und nichts ist ärgerlicher als Widersprüche oder Klageverfahren, die aus Unkenntnis der Rechtslage zum Erfolg führen.

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Schlussvortrag

Rainer Petersen, Schulleiter der Staatlichen Gewerbeschule Kraftfahrzeugtechnik, Leiter der KMK-Rahmenlehrplankommission zur Neuordnung der fahrzeugtechnischen Berufe, Ebelingplatz 9, 20537 Hamburg

Berufliche Schulen im Schoße der Kammern!?