Technikerausbildung und Menschenrechte – eine Notwendigkeit
Regina Spöttl

Auch mehr als 56 Jahre nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 werden die Menschenrechte in 155 Ländern der Erde immer noch gravierend verletzt. Die Globalisierung mit der zunehmenden Auslagerung von Produktionsstätten und Dienstleistungen in Entwicklungs- und Schwellenländer trägt ebenfalls dazu bei, dass die Menschenrechte bei uns in Deutschland, in Europa und in den Zielländern zugunsten von Shareholder Value und wirtschaftlichen Interessen zweitrangig werden. Die Achtung der Menschenrechte ist jedoch die Grundlage für eine friedlichere, gerechtere und lebenswertere Welt. Menschenrechte gehen uns alle an.

Deshalb muss Menschenrechtsbildung auf allen Ebenen der allgemeinen und der beruflichen Bildung zum Thema gemacht werden. Auch die technischen Curricula der beruflichen Schulen und der Technikerausbildung können und müssen mit Menschenrechtsthemen vernetzt werden. Eine  „Kultur der Menschenrechte“, die von allen Menschen internalisiert und gelebt wird, ist eine Erfolg versprechende Investition in eine bessere Zukunft. Facharbeiter, Techniker und Ingenieure müssen um die Bedeutung der Menschenrechte wissen, um aktiv für sie eintreten zu können.

Das SOKRATES-COMENIUS Projekt  „Vision Menschenrechtskultur“, das im Januar 2005 abgeschlossen wurde, hatte sich zwei große Ziele gesteckt:

Vier nationale Teams aus Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien entwickelten und erprobten im Rahmen dieses Projektes Lernsituationen, die in einem „Europäischen Handbuch für Menschenrechtsbildung in der technischen und beruflichen Bildung“ zusammengefasst wurden und bildeten insgesamt 128 engagierte Lehrer an beruflichen Schulen zu „Menschenrechtsbotschaftern“ aus. Um den Lehrern ihre anspruchsvolle Aufgabe zu erleichtern, entwickelte das Projektteam ein „Shadow Curriculum Menschenrechte“. Die zentrale Idee des „Shadow Curriculum“ ist es, die herkömmlichen (technischen) Inhalte von traditionell konzipierten Curricula um die multidimensionalen Anforderungen einer globalisierten Welt zu erweitern und den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Die jungen Menschen lernen in diesen innovativen Lernsituationen einen neuen Aspekt  ihrer Arbeit kennen und werden in die Lage versetzt, nicht nur in technisch machbaren und rechtlich abgesicherten Dimensionen zu denken und zu handeln. Die ethische Verpflichtung anderen Menschen gegenüber wird unterstrichen, der Blick wird geschärft für die Einsicht, dass Technik für die Menschen konzipiert und gestaltet werden sollte und nicht umgekehrt. Die Auszubildenden lernen, ethische und menschenrechtliche Fragen kontrovers zu diskutieren und einen Standpunkt zu vertreten, auch gegenüber Mitarbeitern, Vorgesetzten und Kunden.

Die Einbettung der Menschenrechte in die technischen Curricula muss ein selbstverständlicher und natürlicher Teil des Lehrens werden. Das bedeutet eine große Herausforderung für alle beteiligten Akteure. Die Ergebnisse des Projektes „Vision Menschenrechtskultur“ können bei dieser Aufgabe helfen.

Regina Spöttl
Projektkoordinatorin im Auftrag des
Berufsbildungsinstituts Arbeit und Technik (biat)
der Universität Flensburg
Kluesrieser Weg 74
D-24393 Flensburg
Tel.: 0461 46 000
Fax: 0461 46 040
rspoettl@t-online.de
Webpage des Projektes: www.humanrights.net.ms