berichte
33.
BAG-Fachtagung
in
Mühlhausen/Thüringen
Berufliches
Lehren in der Krise?
Verhindern Lernmanagementsystem, Künstliche
Intelligenz und Distance Learning einen
produktiven Lehr-Lern-Prozess?
Abstracts und Präsentationen
Am
8. und 9. März 2024 fand unter dem Titel „Berufliches
Lehren in der Krise?“ am Berufsschulcampus Unstrut/Hainich
in Mühlhausen die 33. Fachtagung der BAG Elektrotechnik,
Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik
statt. Trotz des Streiks der Lokführer fanden sich 57
Akteurinnen und Akteure aus allen Bereichen der
Berufsbildung zusammen, um sich mit der Fragestellung
auseinanderzusetzen, inwieweit Lernmanagementsysteme,
Künstliche Intelligenz und „Distance Learning“ einen
produktiven Lehr-Lernprozess unterstützen oder verhindern.
Teilweise zeitgleich zur 13. Fachtagung des
Arbeitskreises Versorgungstechnik, welche mit 64
Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom 7. bis zum 8. März
ebenfalls in den Räumen des Berufsschulcampus mit dem
Titel „ Energiewende – Auswirkungen auf die Ausbildung im
Handwerk SHK“ stattfand, startete die Fachtagung der BAG
Elektrometall bereits morgens mit einem Pre-Workshop
unter der Moderation von Nikolaus Steffen von der
Europa-Universität Flensburg.
Das
Thema des Pre-Workshops lautete "Digitale Lehr- und
Lernmedien in der Diskussion". Anhand der Beiträge von
Bernd Mahrin "Kooperatives, kreatives sowie gewerke- und
standortübergreifendes Lernen im virtuellen Raum am
Beispiel des Projekts FortUnA" und von Norbert Büchel
"Digitalisierung am Berufskolleg Hilden als Bündelschule
mit seiner Vielzahl von Bildungsgängen – die
Konkretisierung für die gewerblich-technische Berufsschule
Kfz-Technik" wurde sehr intensiv die Einbettung von
beruflichen Lehr-/Lernsituationen in einen digitalen Raum
diskutiert. Die Diskussionspunkte reichten hierbei von
"Wie geeignet ist VR im Rahmen der Aus- und Weiterbildung
in Handwerksberufen?" mit den Vor- und Nachteilen bis hin
zu Problematik an der Berufsschule, dass SchülerInnen
nicht mehr verlässlich die notwendigen "digitalen
Kompetenzen" mitbringen, um im Schulunterricht mit den
dort verwendeten "digitalen Werkzeugen" arbeiten zu
können. Wie zu erwarten, ließen sich die angeschnittenen
Themengebiete nur andiskutieren, dennoch lieferte der
Workshop für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern handfeste
Anstöße und zahlreiche Ideen.
Grußworte und Plenumsvorträge
Mittags
begann dann die Tagung im Auditorium des Berufsschulcampus
nach der offiziellen Begrüßung durch den stellvertretenden
Schulleiter, Matthias Grywatsch, sowie einer kurzen
Einführung in das Thema durch den Vorsitzenden der BAG,
Uli Neustock. Für seinen Eröffnungsbeitrag „Perspektiven
einer arbeitnehmerorientierten Gestaltung von webbasierten
Lernformen“ wurde Roman Jaich (ver.di) aus Berlin
hinzugeschaltet. Er richtete dabei insbesondere den Fokus
auf eine achtsame Anpassung mediendidaktischer Grundsätze
bezüglich der Unterrichtsgestaltung und auf die
Notwendigkeit einer auf Langfristigkeit angelegten
Finanzierung.
Im
zweiten Beitrag des Plenums bezog Lars Windelband
(Karlsruher Institut für Technologie - KIT) unter dem
Titel „Lernen im Kontext der Digitalisierung -
Herausforderungen von Assistenzsystemen und neuen
Lernräumen für die berufliche Bildung“ Stellung zum
laufenden Prozess der digitalen Entwicklung innerhalb der
Arbeitswelt und veranschaulichte seine Eindrücke unter dem
Stichwort „Didaktik 4.0“ anhand des Einsatzes digitaler
Lernsysteme (Assistenzsysteme, Lernfabriken,
AR-/VR-unterstützter Trainingssysteme, KI) im Unterricht
an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg.
Im anschließenden Teil der Fachtagung wurden neben den
klassischen Formen von Workshops weitere Formate
angeboten.
Das erste hieß Young Teachers.
So
fand zum ersten Mal ein Symposium „Young Teachers“ statt.
Dabei wurde eine neue Initiative zur Vernetzung von
(angehenden) Lehrkräften vorgestellt. Angesprochen sind
Studierende, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sowie alle
Lehrkräfte, die Interesse an diesem Format haben und daran
teilnehmen möchten.
Der von Frau Baumgarte – selbst eine Novizin im
Lehrbetrieb und Referendarin am Studienseminar Hannover –
vorgestellte Beitrag bezog sich auf die Auswirkungen der
Virtualisierung von Elementen auf das Lehren und Lernen im
fahrzeugtechnischen Unterricht. Es wurden Erkenntnisse
vorgestellt, die durch eine empirische Untersuchung
gewonnen werden konnten. Es folgte eine angeregte
Diskussion über die Vor- und Nachteile sowie die
Einsatzmöglichkeiten der Virtualisierung von
Unterrichtselementen.
Anschließend wurde über die zukünftige Ausgestaltung von
"Young Teachers" beraten. Dabei stellt sich der
inhaltliche Bezug zur Berufsbildungspraxis als ein
wichtiges Kriterium heraus, ohne jedoch die forschende
berifsbildung zu verdrängen. Es wurde vorgeschlagen,
Autorinnen und Autoren von Beiträgen aus der Zeitschrift
"lernen & lehren" einzuladen, um dort vorgestellte
Lernsituationen zu besprechen. Neben Präsenztreffen im
Rahmen von BAG-Fachtagungen wurden regelmäßige
Videokonferenzen vorgeschlagen, um den Austausch zwischen
den Interessierten zu ermöglichen. Die Moderatoren werden
die verschiedenen Anregungen für die weitere Entwicklung
von "Young Teachers" nutzen.
Der von Andreas Lindner initiierte Markt der
Möglichkeiten war das zweite innovative Format.
Hier
fanden sich drei Gruppen von Lehrerinnen und Lehrern ein,
die Einblicke in die digitale Umsetzung von
Unterrichtskonzepten ausstellten. Neben der digitalen
Abbildung der Unterrichtskonzepte in
Lernmanagementsystemen, die vom Berufskolleg in Hilden im
Überblick und der Berufsschule für Fertigungstechnik in
München am Beispiel der Harmonisierung zweier Lernfelder
im zweiten Ausbildungsjahr der Industriemechaniker gezeigt
werden konnten, wurde noch die Darstellung eines
Fahrzeugs, das anhand mehrerer digitaler Fotos in einem
360°-Rundgang von den Auszubildenden erkundet werden kann,
von eine Arbeitsgruppe der TU Berlin präsentiert.
In der ebenfalls neu eingeführten Postersession gab es
dieses Jahr leider nur einen gesonderten Beitrag, in dem
dargestellt wurde, wie der gewerblich-technische
Wertschöpfungsprozess als Werkzeug genutzt wird, um im
Unterricht zu vermittelnde Kompetenzen für die
Digitalisierung im Rahmen des Konzepts „Industrie 4.0“ zu
erarbeiten.
Aus dem regen Zuspruch in diesem Ausstellungsteil, der
trotz zweier paralleler Workshops die ganze Zeit über gut
besucht war, lässt sich schließen, dass dieses neu
aufgenommene Tagungsformat bei den Teilnehmern großes
Interesse erregt. Die Organisatoren hoffen daher, dass
sich bei der nächsten Tagung noch mehr Teilnehmer
bereitfinden, in diesem Format Einblicke in die eigene
Arbeit zu gewähren
Workshop 1: Fachschule für Technik vor neuen
Herausforderungen.
Reziproke Durchlässigkeit zum Hochschulsystem, tertiäre
Bildung, neue Abschlüsse auf den DQR-Niveaus 6 und 7
In
einer kurzen Einführung skizzierte Ulrich Schwenger (BAG)
den vielfachen Wandel der Fachschule in der beruflichen
Weiterbildung und die damit einhergehende unsichere
Verortung im Berufsbildungssystem. Martin Frenz (RWTH
Aachen) und Olga Zechiel (OvGU Magdeburg) konnten in ihren
Beiträgen den Platz der Fachschule im EQR/DQR 6
konkretisieren und dockten hieran ihre Vorschläge für die
Durchlässigkeit zwischen akademischem und beruflichem
System an. Welche Schwierigkeiten sich jedoch nun
hinsichtlich der Anerkennung erworbener Kompetenzen
ergeben macht Matthias Grywatsch in seinem außerordentlich
detaillierten Beitrag zur aktuellen Anerkennungspraxis
deutlich. Georg Spöttl (Uni Bremen Campus GmbH) ergänzte
das Gesagte in seinem Beitrag um neue Vorschläge und
skizzierte Wege zu einer im Bildungssystem zu
verankernden, angemessenen und einheitlichen
Anerkennungspraxis.
Mitgliederversammlung
und Tagungsfest
Der Tag endete im Anschluss an die Mitgliederversammlung
mit dem Tagungsfest im „1. Deutschen Bratwurstmuseum“. Den
Auftakt bildete eine äußerst unterhaltsamen Führung durch
das Museum, bei der sich die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer von der weltweit herausragenden Stellung der
Thüringer Bratwurst überzeugen und genug Appetit für die
anschließend aufgetischten Spezialitäten entwickelt
konnten.
Am Samstagvormittag wurden Vorträge und Diskussionen
fortgesetzt.
Zukunftswerkstatt „Berufliches Lehren in der Krise?"
Das
für BAG-Fachtagungen neuartige Format der
Zukunftswerkstatt wurde von den Tagungsteilnehmenden gut
angenommen. Die Teilnehmenden kamen aus Schulleitungen,
Universitäten sowie berufsbildenden Schulen, wie bei der
zunächst durchgeführten Vorstellung entlang von Leitfragen
ersichtlich wurde. Anschließend nahmen die Teilnehmenden
ihre Position zu den Fragen „Wie sehe ich die Zukunft?“
sowie „Kann ich die Zukunft beeinflussen?“ in einem
Koordinatensystem mit den Ausprägungen „positiv“ –
„negativ“ sowie „ja“ – „nein“ ein und erläuterten diese.
In der folgenden Kritikphase der Zukunftswerkstatt
identifizierten die Teilnehmenden in drei Gruppen die aus
ihrer Sicht größten Probleme und Herausforderungen im
Themenbereich der Tagung „Berufliches Lehren in der
Krise?“ Eine gegenseitige Vorstellung der
Gruppenergebnisse führte bereits zu einer Vertiefung
einzelner Punkte. Im Plenum wurden dann die zwei Bereiche
„Lehrkräftebildung“ sowie „Lehrkräftetätigkeit“ mit ihren
vielfältigen Facetten als besonders problembehaftet und
krisengefährdet eingestuft. Im Rahmen der folgenden
Phantasiephase wurden diese Themenkomplexe von nunmehr
zwei Gruppen zu positiven Utopien (ohne jegliche Grenzen)
umformuliert.
Aufgrund des knappen Zeitrahmens wurde die abschließende
Verwirklichungsphase im Plenum durchgeführt. Dabei konnten
vielfältige Ideen und Anregungen gesammelt werden, die in
einem Abschlusspapier noch verschriftlicht und so auch
allen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der
Fachtagung zugänglich werden. Die Teilnehmenden waren sich
einig, dass das Format der Zukunftswerkstatt ein
Bestandteil der BAG-Fachtagungen bleiben sollte sowie ein
zwischenzeitlicher digitaler Austausch sinnvoll wäre.
Workshop 2: Ersetzen digitale Formate die Lehre in der
Berufsbildung?
Zur
Rolle digitaler Technologien (z.B. Künstliche Intelligenz,
Lernmanagementsysteme, AR und VR) in der
gewerblich-technischen Berufsbildung wurden drei Vorträge
gehalten:
Der erste Beitrag von Johannes Schäfers von der
Technischen Universität Hamburg lieferte eine
Bestandsaufnahme zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz
und deren Potentiale für die gewerblich-technische
Berufsbildung. Es wurde die provokante Frage diskutiert,
inwiefern sich in Zeiten von Künstlicher Intelligenz
Lehrpersonal ersetzen lässt..
Im zweiten Vortrag von Harald Strating und Simon Hindriks
von der Hochschule Osnabrück wurde ein selbst entwickeltes
Lernmanagementsystem für die überbetriebliche Ausbildung
von Land- und Baumaschinenmechatroniker*innen vorgestellt,
das entlang von Arbeits- und Geschäftsprozessen
strukturiert ist. In der anschließenden Diskussion wurden
die notwendigen Anforderungen an LMS in der Ausbildung
erörtert.
Der dritte und letzte Beitrag wurde von Christopher Eckn
von der RWTH Aachen Universität über den Einsatz von
digitalen Zwillingen und Simulationen zur Innovation von
Lehr-Lern-Prozessen gehalten. Er stellte die Ergebnisse
und Entwicklungen aus dem Forschungsprojekt FeDiNAR
(„Fehler Didaktisch Nutzbar Machen mit Augmented Reality“)
vor. Herausforderungen und Potenziale des Einsatzes
immersiver Medien in der beruflichen Bildung wurden zur
Diskussion gestellt.
Insgesamt deckte der Workshop ein breites Spektrum neuer
digitaler Technologien für die berufliche Aus- und
Weiterbildung ab. Dies führte zu interessanten
Diskussionen darüber, wie neue Technologien in der
gewerblich-technischen Ausbildung lernförderlich
eingesetzt werden können.
Workshop
3: Berufspädagogen und -pädagoginnen - Berufseinstieg
ohne Qualifikation?
Im Workshop 3 wurden die Herausforderungen, die der
Mangel an grundständig ausgebildeten Lehrkräften für die
berufliche Bildung mit sich bringt, ausführlich
diskutiert. Ein ausgefallener Beitrag ermöglichte mehr
Zeit für das Gespräch und so konnten die Teilnehmenden
sich umso intensiver über die verbliebenen Themen
austauschen, die ein breites Spektrum aufwiesen.
Letztendlich gab es viele neue Impulse und neue Ideen, die
auch für die Weiterentwicklung der BAG Elektrometall von
Bedeutung sind.
Schlussvortrag
In
seinem Schlussvortrag mit dem Titel „Was unterscheidet das
Lernen bei Jugendlichen und Erwachsenen? Was uns neuronale
Prozesse des sozialen Lernens über Andere zeigen.“
gab Christoph Korn von Universität Heidelberg/Zentrum für
psychosoziale Medizin (ZPM) aufschlussreiche Einblicke in
die sehr unterschiedlichen neuronalen Lernprozesse junger
Menschen zwischen Adoleszenz und Erwachsensein, die somit
für die meisten Menschen das Lernen genau in der Phase der
Berufsbildung mitbestimmen.
Veröffentlichungen und Ausblick
Einen ausführlichen Überblick über alle Plenums- und
Workshopbeiträge bieten die Abstracts auf der BAG-Homepage
(www.bag-elektrometall.de). Zum Jahresende wird es
außerdem in der wbv-Reihe „Berufsbildung, Arbeit und
Innovation“ eine Veröffentlichung geben, in der diese und
weitere Beiträge in ausführlicher Form nachgelesen werden
können.
...
32.
BAG-Fachtagung
im Rahmen der
21.
Hochschultage
Berufliche
Bildung
Fachkräftemangel
in gewerblich-technischen Berufen und die
Herausforderung der Mitgestaltung einer
digitalisierten und nachhaltigen Arbeitswelt
Abstracts und Präsentationen
Als sich im Frühjahr
2019 die Teilnehmenden und Mitwirkenden der 21.
Hochschultage in Siegen voneinander verabschiedeten,
ahnte wohl niemand, welche einschneidenden Ereignisse
das Zusammenkommen auf den nachfolgenden Hochschultagen
verzögern würden. Umso größer war die Erleichterung und
Freude, vom 20. bis 22. März 2023 in Präsenz und ohne
nennenswerte Auflagen an den 22. Hochschultagen
Berufliche Bildung teilnehmen zu können, die unter dem
Titel „Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende
Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und
Integration durch berufliche Bildung“ in Bamberg
stattfanden.
Auch wenn die letzte
BAG-Fachtagung erst sechs Monate zurücklag, folgte die
BAG ElektroMetall der traditionellen Teilnahme und
richtete in Bamberg ihre 32. Fachtagung aus. Unter dem
Titel „Fachkräftemangel in gewerblich-technischen
Berufen und die Herausforderung der Mitgestaltung
einer digitalisierten und nachhaltigen Arbeitswelt“
kamen ca. 80 Teilnehmende und Akteure aus den Bereichen
Hochschule, betriebliche Praxis und Schule zusammen, um
sich in Plenumsveranstaltungen und Arbeitskreisen
gegenseitig zu informieren und über aktuelle
Fragestellungen aus ihren Bereichen ins Gespräch zu
kommen.
Die
Tagung wurde am Montagmittag eröffnet durch einen
Vortrag von Barbara Ofstad (Siemens Professional
Education). Sie stellte unter dem Titel „Digitalisierung
der Berufs- und Arbeitswelt als Beitrag zur
Nachhaltigkeit" eine Möglichkeit vor, durch die
Potenziale und die Attraktivität digitaler Medien
verstärkt junge Menschen für eine Ausbildung zu
gewinnen.
Im zweiten
Eröffnungsvortrag unter dem Titel „Fachkräftegewinnung
für eine nachhaltige Energienutzung“ stellte Heiko Weber
(Forschungsinstitut Betriebliche Bildung f-bb) unter
anderem die provokante These auf, den gravierenden
Fachkräftebedarf im Handwerk abzumildern, indem
Technologien weitgehend „kundenfreundlich“ vereinfacht
umgestaltet werden könnten, damit einfache Tätigkeiten
unterstützend vom Kunden selbst vorgenommen werden
könnten.
Der
zweite Teil des Nachmittags wurde als Podiumsdiskussion
organisiert: Unter der anregenden Moderation von Mischa
Salzmann (Radio Bamberg) fanden sich neben Barbara
Ofstad und Heiko Weber, Georg Spöttl (Universität
Bremen), Simon Brückner (Auszubildender, Bamberg), Leo
Voran (Obermeister der SHK-Innung Bamberg) und Peter
Hoffmann (Berufliche Schulen Lauingen a.d. Donau) auf
dem Podium zusammen, um ihre Sichtweisen und Ideen zum
Thema „Wo ist das ,Heer' von Handwerker*innen und
Facharbeiter*innen für die Energiewende? – Wie können
wir Jugendliche für eine technische Ausbildung
gewinnen?“ dem Plenum zu präsentieren und sich einer
durchaus angeregten Diskussion zu stellen.
Nach der offiziellen
Eröffnung der Hochschultage trafen sich viele der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Wirtshaus Eckert, um
bei fränkischer Gastfreundschaft miteinander ins
Gespräch zu kommen.
Am darauffolgenden
Vormittag wurde in vier themen- und
fachrichtungsbezogenen Arbeitskreisen zu aktuellen
Aufgaben- und Problemstellungen informiert, was zu
intensiven, und um neue (Lösungs-)Ansätze ringenden
Fachgesprächen führte:
AK1:
Handwerkliche Berufsbildung für eine digitalisierte und
nachhaltige Arbeitswelt auf Baustellen und in
Werkstätten.
Die Verantwortlichen waren Wilko Reichwein von der TU
Berlin, Sören Schütt-Sayed von der TU Hamburg und Harald
Strating von der Hochschule Osnabrück.
AK2: Industrielle
Berufsbildung für ein digitalisiertes und nachhaltiges
Arbeiten an und mit Produktionsanlagen und -systemen.
Hier übernahmen die Verantwortung Georg Spöttl von der
Universität Bremen und Lars Windelband vom Karlsruher
Institut für Technologie (KIT).
AK3:
Fahrzeugtechnische Berufsbildung für die Facharbeit in
einer digitalisierten und nachhaltigen Arbeitswelt.
Torben Karges von der Europa-Universität Flensburg und
Tim Richter-Honsbrok von der Leibniz Universität
Hannover organisierten diesen Arbeitskreis.
AK4:
Informationstechnische Berufsbildung für eine
digitalisierte und nachhaltige Arbeitswelt in Industrie,
Handwerk, Dienstleistung und Verwaltung.
Dieser Arbeitskreis stand unter der Leitung von Steffen
Jaschke und Sven Jacobs von der Universität Siegen.
Die Fachtagung endete
mittags. Am Nachmittag wurden die Hochschultage mit
Workshops und Veranstaltungen fortgesetzt.
Aufgrund der
veränderten Tagungsstruktur, die zugunsten der
Aktivitäten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
weitgehend auf Vorträge verzichtete, ist für die
Beiträge der Fachtagung keine einheitliche
Veröffentlichungsform vorgesehen. Allerdings finden sich
auf der BAG-Homepage (bag-elektrometall.de) Kurzberichte
und Präsentationen aus Plenum und Arbeitskreisen.
Darüber hinaus sollen einzelne Beiträge in kommenden
Ausgaben von lernen&lehren in ausführlicher
Form veröffentlicht werden.
März 2023, Ulrich
Neustock
31.
BAG-Fachtagung an der Beruflichen
Schule Anlagen- und
Konstruktionstechnik am Inselpark
‒ BS13 Hamburg-Wilhelmsburg
All
DAYS FOR FUTURE!
Energievielfalt in der gewerblich-technischen
Berufsbildung
Abstracts und Präsentationen
Angeregt durch die
sich gerade etablierende Gruppe engagierter Menschen,
vor allem aber Schülerinnen und Schüler, die sich in der
Auseinandersetzung mit der Klimakrise zur Bewegung
FRIDAYS FOR FUTURE zusammenfanden, war bereits im
Frühjahr 2020 die anstehende BAG-Fachtagung mit dem
Titel ALL DAYS FOR FUTURE geplant, organisiert und
vorbereitet worden … und dann kam das Corona-Virus …
Zwar hielt sich die
Hoffnung, die Tagung nach Abflachen der Pandemie auf
einen geeigneten Termin in den darauf folgenden Monaten
verschieben zu können, doch konnte man nicht ahnen,
welche Dynamik und die damit verbundenen Einschränkungen
sich über den Zeitraum ergaben. Aus Anlass der
einschränkenden Situation wurde im Frühjahr 2021
stattessen die Online-Konferenz HYBRIDES LERNEN: EIN
ZUKUNFSTKONZEPT FÜR DIE GEWERBLICH-TECHNISCHE
BERUFSBILDUNG – INNOVATION NICHT NUR IN
KRISENZEITEN organisiert, die sich speziell mit hybriden
Lern- und Unterrichtsformen auseinandersetzte (Bericht
in l&l 141, Tagungsbeiträge in l&l 142).
Inzwischen sind seit
der ursprünglichen Tagungsplanung knapp drei Jahre
vergangen, doch durch den menschenverachtenden,
völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine
und die dadurch verursachte Energiekrise ist das Thema
aktueller denn je.
Und so fand,
eingebettet zwischen Norder- und Süderelbe (und mit ein
bisschen Verspätung von zweieinhalb Jahren), vom 16. bis
17.09.2022 an der Beruflichen Schule für Anlagen- und
Konstruktionstechnik am Inselpark (BS13) in
Hamburg-Wilhelmsburg die 31. BAG-Fachtagung statt – und
diesmal endlich wieder in Präsenz!
Zum
Tagungsthema ALL DAYS FOR FUTURE kamen aus allen
Bundesländern nahezu 100 Akteurinnen und Akteure aus den
unterschiedlichen Bereichen der beruflichen Bildung
zusammen, um an verschiedenen Vorträgen teilzunehmen,
sich in mehreren Symposien informieren zu lassen oder um
sich in Workshops zu gemeinsamen Themen auszutauschen.
Unter der Moderation
von StD Matthias Kupfernagel berichtete Prof. Dr. Klaus
Jenewein im Symposium 1 unter dem Titel „Das Berufliche
Gymnasium für Ingenieurwissenschaften – Konzeption,
Erkenntnisse, Erfahrungen“ zunächst von den
Entwicklungen und Erfahrungen, die bereits seit 2014
zunächst in Nordrhein-Westfalen und in Sachsen-Anhalt
und später auch in Hamburg gemacht wurden, wenn anstelle
„klassischer“ Disziplinen wie Bau-, Elektro-,
Informations- oder Metalltechnik ein integriertes
Profilfach „Ingenieurwissenschaften“ im Beruflichen
Gymnasium neu entwickelt und aufgebaut wird. Im
Anschluss an den Vortrag konnten sich Interessierte
einen Einblick über die Umsetzung auf einem Marktplatz
mit Präsentationen zu vielfältigen Lernstationen
verschaffen.
Prof. Dr. Axel Grimm
sowie Mitarbeiter des BiBB und der Europa-Universität
Flensburg
informierten im
Symposium 2 „Veränderungen im IT-Bereich“ über die
anstehenden bzw. bereits vollzogenen Modernisierungen im
Bereich der vier IT-Berufe zu den Fragestellungen:
Welche Ziele sind bereits erreicht? Inwieweit
entsprechen die curricularen Neuerungen den Forderungen
der Berufs- und Bildungspraxis? Wie lassen sich die
Neuerungen in einer spiralcurricularen Lernfeldumsetzung
wiederfinden?
Nach
der Tagungseröffnung durch den BAG-Vorsitzenden Prof.
Dr. Thomas Vollmer boten die sich anschließenden
Vorträge ein großes Spektrum aktueller Fragestellungen.
So ging der Geschäftsführer des ZDH, Dirk Palige in
Vertretung des ZDH-Präsidenten Hans Peter Wollseifer
(ZDH), mit dem Vortrag „Wie nachhaltig ist das Deutsche
Handwerk?“ auf die Nachhaltigkeitsaktivitäten des
Handwerks, den aktuellen Fachkräftemangel und
Ausbildungssituation im Handwerk ein mit Blick auf
zukünftige Entwicklungen und politische Erfordernisse.
Christian Bach (Steffen und Bach GmbH) warf einen
pointierten und erhellenden Blick auf die so genannte
„Generation Z“ aus der Sicht eines Unternehmensberaters.
Prof. Dr. Henning Klaffke (BHH) bot in seinem Vortrag
ein Beispiel für die aktuell an Bedeutung gewinnenden
Verzahnung von beruflicher und akademischer Bildung. Und
schließlich zeigte OStD Stefan Nowatschin
(Berufsbildende Schule Uelzen I) in seinem Beitrag, wie
es gelingen kann, das Verständnis von Nachhaltigkeit auf
das Konzept einer gesamten Schule zu übertragen.
Am Abend des Tages
konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem
wunderbarem Buffett und angenehmer musikalischer
Untermalung durch den Jazz-Gitarristen Tomy Høeg den Tag
mit anregenden Gesprächen im Restaurant „Wilhelms im
Wälderhaus“ in entspannter Atmosphäre ausklingen lassen.
Gemäß
dem bereits in vielen Fachtagungen bewährten
Tagungskonzept bekamen die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer am Folgetag Gelegenheit, sich in drei
parallelen Workshops über innovative und aktuelle
Impulsvorträge mit den Referent*innen auszutauschen:
Workshop 1 (Moderation
Prof. Dr. Martin Hartmann, TU Dresden) legte unter dem
Thema „Wie setzt sich Schule mit Digitalisierung
auseinander?“ den Schwerpunkt auf moderne Industrie-
sowie Unterrichts- und Ausbildungskonzepte (Stichworte
Industrie 4.0 und SMART Factory) und zeigte ein breites
Spektrum an praxisnahen Umsetzungsbeispielen auf.
Im Workshop 2
(Moderation StD Uli Neustock, Max-Eyth-Schule Kassel)
unter dem Titel „Fach- und gewerkeübergreifende
Vernetzung – Herausforderung für die Zukunft“ wurden im
ersten Teil neue Perspektiven auf die Position der
Fachschulen im Spannungsfeld von beruflicher und
akademischer Bildung gerichtet. Im zweiten Teil wurde
der Umsetzungserfolg der neu eingeführten
Zusatzqualifikationen kritisch hinterfragt und ein
weiteres Praxisbeispiel für die Aufwertung der dualen
Berufsbildung durch studienintegrierende Anteile
dargestellt.
Workshop 3 (Moderation
Dr. Wilko Reichwein, TU Berlin) rückte mit dem Oberthema
„Berufshandeln in einer bedrohten Welt –
Lehr-Lernarrangements gestalten“ den
Nachhaltigkeitsaspekt in den Fokus. Dort wurden aus
Forschung und Praxis Beispiele curricularer und
didaktischer Analysen sowie unterrichtspraktischer
Umsetzung nachhaltigkeitsbezogener Themenstellungen
präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Den
Abschluss der 31. Fachtagung bildete Prof. Dr. Günter
Kutscha, Universität Duisburg-Essen, mit seinem Vortrag
„Moderne Beruflichkeit und berufliche Bildung im
Zeitalter der Digitalisierung – ein Blick nach vorn“. Er
schlug damit einen weiten historischen Bogen über
einschneidende Entwicklungsphasen der Berufsbildung bis
hin zum subjektiven Berufsverständnis in einer Zeit, in
der die Digitalisierung immer weiter Raum greift.
Die einzelnen
Abstracts der Vorträge sowie die Übersicht über die
einzelnen Workshopbeiträge können auf unserer Homepage
www.bag-elektrometall.de abgerufen. Darüber hinaus
werden die meisten Beiträge in Kürze als Tagungsband bei
wbv Publikation veröffentlicht.
Eingebettet in die
Fachtagungen des Arbeitskreises Versorgungstechnik
(15.-16.09.) sowie des Bundesarbeitskreises Fachschule
für Technik (19.-20,09.) am gleichen Ort stattfanden
(was auch die Nähe aktueller Fragestellungen der drei
Fachtagungen widerspiegelt), bleibt der Blick zurück auf
eine gelungene Fachtagung mit vielen Impulsen und
Anregungen, aber auch mit offenen Fragen für die
kommende Zeit.
Unser Dank gilt allen
Akteurinnen und Akteuren, die diese Tagung vorbereitet,
organisiert und durchgeführt haben, insbesondere aber
Jörn Buck als Schulleiter und Hausherr der BS13, der uns
die Schule als Tagungsort zur Verfügung gestellt hat
sowie den dortigen Mitarbeiter*innen, die mit ihrer
engagierten Unterstützung für einen reibungslosen
Verlauf der Veranstaltung gesorgt haben.
September 2022,
Ulrich Neustock
30.
BAG-Fachtagung – erstmals online
Hybrides
Lernen: Ein Zukunftskonzept für die
gewerblich-technische Berufsbildung –
Innovation nicht nur für Krisenzeiten
Abstracts und Präsentationen
Am 26. Februar hat die
BAG erstmals eine Online-Fachtagung durchgeführt.
Eigentlich war vorgesehen, die im letzten Jahr geplante,
dann aber Corona-bedingt abgesagte Fachtagung an der
Beruflichen Schule Anlagen- und Konstruktionstechnik (BS
13) in Hamburg-Wilhelmsburg in diesem März nachzuholen.
Doch dieses Vorhaben ließ sich nicht realisieren. Als
wir uns Anfang Dezember 2020 mit der finalen
Vorbereitung der Tagung befassen wollten, zeichnete sich
aufgrund des zweiten Lockdowns ab, dass dies eine
Illusion ist.
Ein zweites Jahr ohne
Fachtagung? Das wollte der BAG-Vorstand vermeiden und
hat sich sehr kurzfristig entschlossen, stattdessen eine
Online-Tagung vorzubereiten, die in kompakter Form ein
aktuelles Thema zum Inhalt haben sollte: Hybrides
Lernen: Ein Zukunftskonzept für die
gewerblich-technische Berufsbildung – Innovation nicht
nur für Krisenzeiten. Der Termin wurde um einen Monat
vorgezogen, damit die Tagung eine zeitliche Nähe zu den
aktuellen Herausforderungen des Lehrens und Lernens in
der Berufsbildungspraxis hat.
Die Lehrkräfte,
Ausbilder*innen und Auszubildenden waren im letzten Jahr
mit unbekannten Situationen konfrontiert, mussten sich
mit neuen Problemen auseinandersetzen, haben Lösungen
gefunden und damit Erfahrungen gemacht. Durch die
Aktualität des Themas haben wir gehofft, auf reges
Interesse zu stoßen. Und so war es auch: Rund 195
Anmeldungen konnten wir in kurzer Zeit verbuchen.
Insgesamt
war die erste Online-Tagung der BAG nur durch das
kurzfristige Engagement der Kolleginnen und Kollegen
möglich, die in der knapp bemessenen Vorbereitungszeit
zugesagt hatten, mit ihren Vorträgen die Veranstaltung
mit Inhalt zu füllen, ihre Konzepte vorzustellen und
über ihre Erfahrungen damit zu berichten. Darüber haben
wir uns sehr gefreut – vielen Dank!
Unter
dem Motto „Hybrid funktioniert“ berichteten Elke Heikens
und Ulrich Stritzel über die Gelingensbedingungen und
den nachhaltigen Nutzen hybrider Unterrichtsformate an
der Hamburger Beruflichen Schule ITECH – dieses Kürzel
steht für Berufe der IT-, Elektro-, und Chemietechnik.
Schulleiterin Monika Stausberg hat in der anschließenden
Diskussionsrunde die Bedeutung der bisherigen
Erfahrungen mit dem hybriden Unterricht für die Schule
insgesamt hervorgehoben. Hier wurde hybrides Lernen
bereits seit mehreren Jahren schrittweise in fast allen
Bildungsgängen eingeführt, von der
Ausbildungsvorbereitung über duale Ausbildungsgänge bis
hin zur Höheren Technikschule und Berufsoberschule. Der
dort seit 2014 entwickelten „Lehr-/Lernkultur SkiL –
Selbstverantwortetes kompetenzorientiertes individuelles
Lernen“ liegt die Intention zugrunde, Antworten auf die
zunehmende Heterogenität von Lerngruppen sowie den
dynamischen Wandel von Technik und Arbeit zu geben und
eine zukunftsfähige und nachhaltige berufliche
Handlungsfähigkeit zu fördern.
Im Zusammenhang mit
den pandemiebedingten Notwendigkeiten wurde ein weiterer
didaktischer Eckpfeiler in diese „Lehr-/Lernkultur“
implementiert: Der virtuelle Lernraum. Aufgrund guter
ersten Erfahrungen mit der Kombination von Hybrid- und
Distanzunterricht wurden nach den Sommerferien letzten
Jahres in Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben und
ihren Auszubildenden sowie mit Unterstützung der
Hamburger Schulbehörde hybride Unterrichtsformen in der
Dualen Berufsausbildung erfolgreich angeboten.
Die Auswertung der
bisherigen Erfahrungen hat gezeigt, dass hybrides Lernen
nicht nur als pandemiegeschuldetes Konzept zu sehen ist,
sondern für digitalisiertes Kommunizieren,
kollaboratives Lernen und Arbeiten im Beruf auch künftig
relevant sein wird. Auf die hierfür notwendigen
politisch und behördlich vorzunehmenden strukturellen
Anpassungen wurde hingewiesen.
Mit dem
„Aufgaben-Manager“ wurde von Prof. Dr. Falk Howe,
Michael Sander und Dr. Christian Staden aus dem Bremer
Institut Technik + Bildung (ITB) ein webbasiertes
Online-Tool zur Planung und Umsetzung hybrider
Lernsituationen in der gewerblich-technischen
Berufsbildung vorgestellt. Damit werden Lehrkräfte und
Ausbilder*innen in Beruflichen Schulen, Betrieben und
Bildungszentren unterstützt, Lehr-/Lern-Arrangements
arbeitsprozessorientiert, kompetenzfördernd und digital
gestützt zu gestalten.
Es wurde an den
ausgewählten praktischen Beispielen, wie dem
„Installieren und Inbetriebnehmen einer Anlage zur
regenerativen Energieversorgung“, der „Installation
einer solarthermischen Anlage“ und dem „Biegen von
Rohrummantelungen bzw. Blechen“ gezeigt, dass zu allen
Phasen eines Kundenauftrages oder Arbeitsprozesses von
den Lehrenden geeignete Teilaufgaben angelegt und in
ihren Zielen und Inhalten beschrieben werden können. Der
Aufgaben-Manager ermöglicht es zudem, alle Abschnitte
der Lern- und Arbeitsaufgaben mit lernunterstützenden
digitalen Materialien zu verknüpfen, bspw. mit
Aufgabenblättern, technischen Unterlagen, Zeichnungen,
Fotos und Videos sowie Verlinkungen zu Informationen im
Internet.
Der Aufgaben-Manager
ist so konzipiert, dass er in der Berufsbildungspraxis
mit Unterstützung der ITB-Kollegen für die spezifischen
Gegebenheiten konkreter Lern- und Ausbildungssituationen
konfiguriert und weiterentwickelt werden kann. Damit
bietet das Tool den Lehrkräften und Ausbilder*innen eine
zeitlich und örtlich flexible Unterstützung, auch für
gemeinsame lernortübergreifende Entwicklung von Lern-
und Arbeitsaufgaben. Für die Lernenden ermöglicht das
Konzept ebenfalls eine zeit- und ortsunabhängige
Beschäftigung mit betrieblichen und schulischen Aufgaben
unter Nutzung unterschiedlicher Medien.
Der
dritte Beitrag wurde von drei Lehrkräften aus der
Kasseler Max-Eyth-Schule gestaltet. David Bickert,
style="font-family: Tahoma;">Daniel Lauer, Uli
Neustock präsentierten ihren Ansatz des hybriden Lernens
in Berufsschulklassen der Zerspanungsmechanik, der
Fertigungsmechanik und der Mechatronik mittels der
Office-Programme Teams und OneNote. Für sie steht außer
Frage, dass eine präsente Beziehung zwischen den
Beteiligten in den Lernprozessen das Wesentliche für
einen förderlichen Lehr-Lernprozess noch darstellt. Die
Corona-Einschränkungen haben jedoch nicht nur zu
hybriden Lernformen gezwungen, sondern auch gezeigt,
dass die Nutzung von Online-Kommunikation und digitalen
Medien erweiterte pädagogisch-didaktische Möglichkeiten
eröffnen und Potentiale haben mit Blick auf die zu
erwartenden technisch-gesellschaftlichen Veränderungen
der Berufsarbeit.
Auch hat sich gezeigt,
dass sich den Lernenden niveaudifferenzierte Zugänge zu
den Aufgabenstellungen eröffneten, deren Selbständigkeit
durch den Einsatz von Lernportfolios gefördert werden
konnte und sie mehr Freude beim Lernen und motivierende
Kompetenzerfahrungen hatten. Für die Lehrenden ergaben
sich Vorteile durch die kombinierte Einbindung
unterschiedlicher digitaler Medien wie Tutorials,
Videos, und Grafiken, die eine bessere Visualisierung
gestatteten. Die Nutzung der Office-Programme hat nach
einer Einführungszeit eine gute, teils sogar intensivere
Kommunikation mit den Auszubildenden ermöglicht als im
herkömmlichen Unterricht, auch in Bezug auf die
individuelle Beratung.
Allerdings wurde auch
deutlich, dass die Einführung hybriden Lernens sowohl
für die Lehrenden als auch für die Lernenden mit großen
Herausforderung verbunden war. Corona-bedingt musste der
Unterricht in der gesamten Schule innerhalb kürzester
Zeit umgestellt werden. Dazu mussten schnellstmöglich
digitalgestütztes Unterrichten flächendeckend etabliert,
die Programme installiert und das Kollegium, teils mit
gegenseitiger Unterstützung, geschult werden. Und die
Lernenden brauchten Zeit, das neue und stärker
selbstorganisierte Lernen zu lernen. Die Lehrenden
erkannten dabei jedoch auch die Potentiale des hybriden
Unterrichtens, bspw. dass Auszubildende, die
krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen nicht
anwesend waren, dennoch in den Unterricht einbezogen
werden konnten, dass ihnen das selbstbestimmte Lernen
neue Selbsterfahrungen eröffnete und dass die Methoden-
und Medienvielfalt erhöht wurde. Nach Einschätzung der
Referenten ist aber für eine weitere Entfaltung hybriden
Lernens u.a. die Verbesserung der datentechnischen
Ausstattung der Schule und eine diesbezüglich weitere
Qualifizierung der Lehrenden erforderlich. Außerdem
seien Fragen des Datenschutzes, der Bildrechte und
anderes mehr zu klären sowie die Lerngruppengrößen
anzupassen.
Im Anschluss an die
drei Vorträge wurde die Möglichkeit gegeben, in drei
parallel stattfindenden Diskussionsrunden, die
vorgestellten Hybrid-Konzepte zu diskutieren, die
Erfahrungen zu hinterfragen, die Rahmenbedingungen zu
klären und die Übertragbarkeit auf andere
Lernsituationen zu reflektieren. Schon während der
Vorträge konnten Fragen im Chat gestellt werden.
Für
die Durchführung wurde mit den Plattformen Wonder
(wonder.me) und Zoom (zoom.us) ein virtuelles
Tagungshaus gestaltet, das es gestattet, ähnlich wie bei
einer Präsenzveranstaltung, Räume zu wechseln und sich
mit anderen im Foyer zu treffen, auch noch nach
Beendigung der Tagung. Die Teilnehmenden haben in ihren
Rückmeldungen deutlich gemacht, dass sie dies sehr gut
fanden und gern wahrgenommen haben. Manche jedoch hatten
aufgrund der begrenzten Bandbreite ihrer
Internetverbindungen Probleme mit der
Bildschirmauflösung, was eine eingeschränkte Lesbarkeit
der Präsentationen zur Folge hatte. Insgesamt ist dieses
Tagungsformat auf positive Resonanz gestoßen, wenngleich
auch die – im Vergleich zu bisherigen Veranstaltungen –
enge inhaltliche Fokussierung auf das Tagungsthema und
das Fehlen eines Tagungsfestes bedauert wurden.
Die Vorträge wurden
aufgezeichnet und sind auf der BAG-Homepage in der
Tagungsdokumentation verfügbar. Die Konzepte des
hybriden Lernens werden zudem noch in diesem Jahr in
einer Ausgabe unserer Zeitschrift lernen & lehren
ausführlicher dargestellt.
Thomas
Vollmer
29.
Fachtagung
der BAG Elektrotechnik, Informationstechnik,
Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e. V.
vom 11. bis 12. März 2019 im Rahmen der 20.
Hochschultage Berufliche Bildung (HT2019) in Siegen
Digitalisierung
mit Arbeit und Berufsbildung nachhaltig
gestalten
Abstracts
und Präsentationen
Trotz heftigen Sturms und der damit verbundenen massiven
Verkehrsprobleme fanden sich vom 11. bis 13. März 2019 knapp
1000 Interessierte aus allen Bereichen der beruflichen
Bildung in Siegen ein, um sich auf den 20. Hochschultagen
Berufliche Bildung (HTBB) mit dem Thema „Digitale Welt -
Bildung und Arbeit in Transformationsgesellschaften“ auf
vielfältige Weise zu befassen. Eine vertiefte
Auseinandersetzung mit domänenspezifischen Themenstellungen
ermöglichten an den beiden ersten Tagen 17 auf berufliche
Fachrichtungen ausgerichtete Fachtagungen, die auf
unterschiedliche Tagungsstätten über die Stadt verteilt
waren.
Auch wenn die widrigen Wetterbedingungen große
Schwierigkeiten bereiteten, kamen rund 90 Fachleute aus
Betrieben, Beruflichen Schulen, Wissenschaft und
Bildungsverwaltung zusammen, um im Rahmen der 29. Fachtagung
der BAG Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik
und Fahrzeugtechnik aktuelle Fragestellungen zum Thema
„Digitalisierung mit Arbeit und Berufsbildung nachhaltig
gestalten“ zu erörtern und sich über damit zusammenhängende
Fragestellungen auszutauschen.
In seinem Eingangsvortrag umriss der BAG-Vorsitzende, Prof.
Dr. Thomas Vollmer, die Vielschichtigkeit und Brisanz der
Themenstellung, die in ihrer aktuellen Dynamik eines bislang
unbekannten Ausmaßes enorme Veränderungen in den Berufs- und
Lebensalltag trägt und welche in ihren Auswirkungen durch
eine radikale Abkehr von konventionellen Energie-,
Produktions- und Dienstleistungsformen gekennzeichnet sein
wird. Der Berufsbildung kommt dabei die Aufgabe zu, mit
Blick auf die Folgen für Arbeit und Leben zur nachhaltigen
Mitgestaltung der Digitalisierung zu befähigen. Es gilt die
Chancen des sich abzeichnenden rasanten technischen Wandels
für die Beschäftigungsperspektiven, die Verbesserung der
Lebensqualität sowie den Klima- und Ressourcenschutz nutzbar
zu machen, aber auch an der Vermeidung von sozial- und
umweltverträglichen Risiken und Gefahren mitzuwirken.
Prof. Dr. Peter Burggräf (Universität Siegen)
umriss anschließend in seinem Vortrag den strukturellen
Wandel insbesondere im Bereich der industriellen Produktion,
wie er durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz derzeit
absehbar ist. Er betrachtet diese Entwicklung als
anspruchsvolle Herausforderung an alle Agierende eines
Hochlohnlandes wie Deutschland, welches den Anschluss in
Bezug auf die internationale Spitzenentwicklung behalten
möchte. Für ihn leitet sich daraus die Frage ab, welche
Fachkenntnisse und welche kritisch-reflexiven
Urteilskompetenzen für den Umgang mit KI an den Hochschulen
gefördert werden müssen und welche Konsequenzen sich daraus
für die Berufliche Bildung ergeben.
Die Bedeutung des umrissenen Problemfeldes für die
Berufsbildungspraxis und -forschung wurde im Anschluss an
die Plenarbeiträge am Montagnachmittag und Dienstagmorgen in
vier Arbeits-kreisen durch insgesamt 18 Einzelbeiträge
aufgefächert und diskutiert:
- AK 1 „Standardisierung, Normierung und
Ressourcenverbrauch im Fokus smarter Produktions- und
Servicekonzepte“ (Moderation Prof. Dr. Ralph Dreher,
Siegen)
- AK 2 „Berufsbildungskonzepte und Lehrerbildung in
einer digitalisierten Arbeitswelt“ (Moderation Prof. Dr.
Matthias Becker, Hannover)
- AK 3 „Wege zum smarten Lernen im Unterricht
gewerblich-technischer Schulen“ (Moderation Prof. Dr.
Martin Hartmann, Dresden)
- AK 4 „Informatik verändert die gewerblich-technische
Berufsbildung“ (Moderation Dr. Steffen Jaschke, Siegen)
Die zahlreichen Beiträge zur Thematik der Hochschultage und
die vielfältigen Einzeldiskussionen, welche sich zwischen
den Vorträgen ergaben, haben deutlich gemacht, dass der
Einfluss der Digi-talisierung und vor allem die
Geschwindigkeit, mit der sich dieser Prozess derzeit
entwickelt, alle Akteure im System gewerblich-technischer
Arbeit und Bildung nicht nur mit weitreichenden
bildungspolitischen Fragestellungen konfrontiert, sondern
auch eine zunehmende Verantwortung in gesellschafts- und
sozialpolitischen Bereichen einfordert. Die Fachtagungen
endeten am Dienstagnachmittag, gefolgt von weiteren
fachrichtungsunabhängigen Workshops der Hochschultage.
Nähere Informationen zu den Arbeitskreisen können auf der BAG-Homepage
abgerufen werden. Es ist beabsichtigt, die Einzelbeiträge
der Fachtagung demnächst wieder in einer
Buchveröffentlichung zu publizieren.
Uli Neustock, Kassel
28. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik
und Fahrzeugtechnik e. V.
vom 02. bis 03. März 2018 in Berlin
Praxiszugänge – Unterricht
und Beruflichkeit
Abstracts
und Präsentationen
„In der Arbeits- und Berufswelt ist der ständige Wandel
eine Konstante.“ Mit diesen Worten wurde der sogenannte
Call for Papers eingeleitet, mit dem um Beiträge für diese
Fachtagung geworben wurde. Auch wenn der Wandel konstant
ist, gilt dies nicht für seine Geschwindigkeit. Die
Innovationszyklen haben sich erheblich beschleunigt. Davon
zeugt die aktuell intensiv geführte Diskussion möglicher
Auswirkungen des „Internets der Dinge“ auf Arbeit,
Wirtschaft und Gesellschaft. Immer mehr und immer bessere
Sensoren sammeln immer präzisere Daten, auf deren
Grundlage mittles Algorithmen unterschiedlichste Prozesse
zunehmend autonom gesteuert werden können. Damit sind
Befürchtungen verbunden, dass Arbeitsplatzverlust droht
oder die veränderten Anforderungen die Beschäftigten
überfordern. Wenngleich sich über die Frage, ob die
Entwicklungen eher evolutionären oder revolutionären
Charakter haben, heftig debattieren lässt, muss sich die
Berufsbildung diesen Entwicklungen stellen, wobei es nicht
vorrangig darum gehen sollte, Anpassungen zu realisieren,
sondern den Wandel mitzugestalten. Den Perspektiven, wie
sich dieser Wandel in Unterrichts- und Ausbildungspraxis
niederschlagen wird, war die BAG-Fachtagung 2018 gewidmet.
Nach dem Grußwort des Leiters der
gastgebenden Georg-Schlesinger-Schule, Dietrich Kruse,
nahm Gert Zinke (BiBB-Abteilung „Struktur und Ordnung der
Berufsbildung“) in seinem Plenumsvortrag „Aktuelle
Neuordnungsverfahren in gewerblich-technischen Berufen“
den Faden auf, denn die Digitalisierung hat Prozessketten
und Berufsprofile bereits verändert und wird sie weiter
verändern. Mit seinem Vortrag informierte er über die
bereits eingeleiteten und die zu erwartenden
Überarbeitungen der Berufsbilder und Ordnungsmittel. An
die Veränderungen der Beruflichen Bildung vor dem
Hintergrund der Digitalisierung knüpften die Workshops
„Lernen und Lehren in einer vernetzten Welt“ und
„Digitalisierung in den Inhalten von Ausbildung und
Unterricht“ am Folgetag an mit Blick auf die Praxiszugänge
dieser Thematik. Das große Interesse, auf das diese
Thematik stieß, haben die hohen Zahlen der
Workshop-Anmeldungen belegt. Wenn die Lebensgrundlagen der
Menschen gesichert werden sollen, wird sicherlich die
zwingend erforderliche Dekarbonisierung unserer
Gesellschaft, also die Abkehr von der Nutzung fossiler
Rohstoffe zur Energieversorgung, wahrlich revolutionär
sein. Auch für diese „Große Transformation“ hin zu einer
auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft und
Gesellschaft sind die digitalen Technologien erforderlich
und ohne gewerblich-technische Facharbeit ist diese
Transformation nicht realisierbar. Die Berufliche Bildung
ist in hohem Maße gefordert, mit entsprechenden Aus- und
Weiterbildungsangeboten die Beschäftigten in die Lage zu
versetzen, die politisch beschlossenen
Nachhaltigkeitsziele wie die Energiewende mitzugestalten.
Berufsbildung inhaltlich an den Zielen einer nachhaltigen
Entwicklung (BBnE) auszurichten, ist ein wichtiger und
weiterer Schritt, die Lernorte als
„Nachhaltigkeitserlebnisräume“ zu verändern. Auf der
diesjährigen Fachtagung wurde die Thematik zunächst von
Klaus-Dieter Mertineit vom „Institut für nachhaltige
Berufsbildung & Management-Services GmbH“ mit seinem
Plenumsvortrag „Entwicklung nachhaltiger
Lernorte“
aufgegriffen. Am Folgetag wurde daran mit dem Workshop
„Strukturelle Verankerung der Nachhaltigkeitsidee in der
Berufsbildungspraxis“ angeknüpft, der die Aspekte
nachhaltigkeitsbezogene Lehrerfortbildung, Didaktik der
BBnE und Mediengestaltung und -nutzung am Beispiel von
Erklärvideos zum Inhalt hatte.
Der „ständige Wandel in der Arbeits- und Berufswelt“
betrifft auch die Fertigungsverfahren. Aktuell werden
durch den sogenannten „3D-Druck“ andere Verfahren zur
Werkstück- und Produktherstel-lung ergänzt oder
möglicherweise verdrängt. Auch dies steht im engen
Zusammenhang mit der Digitalisierung. Henning Zeidler von
der TU Bergakademie Freiberg hat in seinem Plenumsvortrag
über „Additive Fertigungsverfahren im Unterricht
berufsbildender Schulen“ neue Anwendungsgebiete an
konkreten Beispielen mit Blick auf Berufsarbeit und
-bildung vorgestellt. Einem weiteren Gesichtspunkt,
nämlich dem steigenden Bildungsbedarf im Kontext der
Anforderungsveränderungen durch die zunehmende
Digitalisierung, hat sich Klaus Jenewein von der
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zugewandt mit
seinem Plenumsvortrag „Berufliche Bildung und
Studierfähigkeit – Zur Entwicklung der Durchlässigkeit
zwischen beruflicher Bildung und Hochschulstudium als
Chance für die Attraktivität des beruflichen
Bildungssystems im Wettbewerb um hoch qualifizierte
Jugendliche“. Damit hat er auf das aktuelle Problem der
Fachkräftesicherung und der Verbesserung des Images der
Berufe der BAG-Fachrichtungen verwiesen und
Länderinitiativen für die Bildungsbereiche Berufliches
Gymnasien, Fachoberschulen sowie Fachschulen für Technik
als Karrierewege vorgestellt. Nicht zuletzt geht es um das
berufliche Ausbilden und um die Gestaltung der Aus- und
Weiterbildung vor dem Hintergrund des „ständigen Wandels
in der Arbeits- und Berufswelt“. Diesem Thema war der
Workshop „Unterrichts- und Lernkultur“ gewidmet, durch den
sich ebenfalls der rote Faden der Digitalisierung zog und
dessen Ziel es war zu reflektieren, inwieweit die
Digitalisierung Konsequenzen für das Lehren und Lernen
haben wird und was das für den beruflichen Unterricht
bedeutet.
Zum Abschluss der Fachtagung 2018 hat der
Schulleiter Dietrich Kruse in seinem Plenumsvortrag von
den Erfahrungen an der Georg-Schlesinger-Schule mit dem
dort entwickelten Konzept der „Berufsorientierung auf
Augenhöhe“ berichtet. Bei den Teilnehmenden der Fachtagung
stießen die Einblicke in diese schon mehrfach erfolgreich
von Lernenden des Oberstufenzentrums durchgeführten
Praxistage für Schülerinnen und Schülern kooperierender
Sekundarschulen auf großes Interesse.
Eine Besonderheit in diesem Jahr war ein Symposium mit
dem Titel „Durchlässigkeit und Wertschät-zung für
berufliche Kompetenzen – Modelle für die Überwindung der
Hemmnisse zwischen Berufsbildungs- und Hochschulsystem“,
das der eigentlichen BAG-Fachtagung im traditionellen
Format mit Plenumsvorträgen und Workshops vorangestellt
war. Nach Auffassung der Bundesarbeitsgemeinschaften sind
durchlässige hochschulische wie schulische Bildungssysteme
Voraussetzungen für eine berufliche Praxis auf hohem
Niveau. Nur so kann die Berufsbildung als Gegenentwurf zu
einer Akademisierung der Arbeitswelt bestehen. Ziel des
Symposiums war es, die Protagonisten aktueller und
geplanter Modelle an den Universitäten, Hochschulen und
Fachschulen an einen Tisch zu bringen, um die im Deutschen
Qualifikationsrahmen beschriebenen Kompetenzen und Niveaus
mit lebendigem Inhalt zu füllen und reale
Karriereperspektiven aufzuzeigen, aber auch die Grenzen zu
verdeutlichen, die nach wie vor das beruflichen
Bildungssystem einengen und behindern. Leider war die
Vertreterin der Kultusministerkonferenz kurzfristig
verhindert, wodurch entscheidende Impulse für die
berufliche Bildung nicht mehr diskutiert werden konnten.
Doch die Zusage besteht, dies zu einem späteren Zeitpunkt
nachzuholen.
Die diesjährige BAG-Fachtagung fand erstmals in
Verbindung mit der Tagung des Arbeitskreises
Versorgungstechnik (AKVT) statt, dessen Gastgeberin am 01.
Und 02. März 2018 die Max‐Taut‐Schule in Berlin war. Die
BAG-Fachtagung 2018 hat wieder ein breites Spektrum
aktueller Fragen aufgegriffen und aus der Perspektive von
Berufsbildungspraxis und -wissenschaft beleuchtet. Mit 97
Anmeldungen für die BAG-Tagung bzw. 165 Teilnehmenden an
beiden Veranstaltungen zusammen hat sich gezeigt, dass die
Tagungen abermals auf großes Interesse gestoßen sind. Am
Abend des ersten Tages der BAG-Tagung hat das Tagungsfest
im Restaurant das pfeffer die Möglichkeit zum informellen
Austausch in entspannter Atmosphäre bei hervorragendem
Essen und der einfühlsamen Begleitung durch den
Saxophonisten Rainer Theobald geboten. Zum Abschluss gab
es noch eine Führung durch den Berliner EUREF-Campus, ein Modell einer
klimaneutralen Stadt der Zukunft, das nicht nur für
diejenigen hochinteressant ist, die sich mit Fragen
künftiger Energieversorgung und -nutzung befassen.
Kurzfassungen der Plenumsvorträge und der Beiträge der
vier Workshops finden sich wie gewohnt als Abstracts und
Präsentationen auf der Homepage der BAG
(http://www.bag-elektrometall.de). Darüber hinaus ist
wieder beabsichtigt, die dort nur kurzgefassten
Einzelbeiträge in einem Buch zu veröffentlichen, das
voraussichtlich gegen Ende Jahres erscheinen wird.
Kassel, 13.04.2018
Thomas Vollmer
27. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik
und Fahrzeugtechnik e. V.
vom 13. und 14. März 2017 auf den 19. Hochschultagen
Berufliche Bildung in Köln
Fachkräftesicherung in
Zeiten von demographischem Wandel und Migration
Abstracts
und Präsentationen
Wie kann der aktuellen Nachfrage an Fachkräften nachgekommen
werden, wenn derzeit zunehmend beklagt wird, dass offene
Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben? Ist diese Tendenz
einzig einer demographischen Entwicklung geschuldet oder
wird diese überlagert durch einen zusätzlichen
gesellschaftlichen Akademisierungstrend? Welche Potenziale
werden vor diesem Hintergrund durch die große Anzahl
geflüchteter Menschen sichtbar, und wie können diese
Potenziale dieser oben genannten Tendenz entgegenwirken?
Antworten auf diesen Fragenkomplex zu finden, war erklärtes
Ziel der 27. Fachtagung der BAG Elektrotechnik,
Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e.V.,
welche unter dem Titel „Fachkräftesicherung in Zeiten von
demografischem Wandel und Migration“ im Rahmen der 19.
Hochschultage vom 13. bis 15. März 2017 in Köln stattfand.
Nach der Begrüßung durch den BAG-Vorsitzenden
Ulrich Schwenger bildeten am Nachmittag des ersten Tages
drei Hauptvorträge den Auftakt zu dieser thematisch hoch
aktuellen Fachtagung, wie 93% der Teilnehmer angaben.
Zunächst zeigte Hartmut Müller (Dezernent bei der
Bezirksregierung Köln) in seinem Eröffnungsvortrag
„Berufspädagogik als Anker für Integration“ auf, welche
Anstrengungen das Land Nordrhein-Westfalen derzeit
unternimmt, um jungen geflüchteten Menschen durch
vielfältige Sprachlern- und Förderangebote einen Zugang zum
Bereich der beruflichen Bildung zu bieten.
Unter der Fragestellung „Handwerksbetriebe – Orte der
Innovation und Integration?“ hob Helmut Dittke
(Vorstandsmitglied IG Metall) die zentrale gesellschaftliche
Bedeutung des Handwerks für den Arbeits- und insbesondere
für den Ausbildungssektor hervor. In seinem Beitrag betonte
er zudem die unbedingte Notwendigkeit einer adäquaten
Weiterbildung für alle im Handwerk Beschäftigten und zeigte
unter einem weiteren Gesichtspunkt die Herausforderungen
auf, die sich aus der Vielfalt und Heterogenität der
heutigen Auszubildenden für die Betriebe ergeben, welche
andererseits aber auch als Chance für deren gesicherten
Fortbestand unabdingbar erscheinen.
Den Abschluss der Plenarvorträge bildete der Beitrag
„Auswirkungen der Zuwanderung Geflüchteter seit 2015 auf den
Arbeitsmarkt im Lichte der zukünftigen
Fachkräftesicherung“ von Tobias Meier (Bundesinstitut für
Berufsbildung), in dem er den inneren Zusammenhang zwischen
Zuwanderung und Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt,
erkennbare Qualifikationspotenziale der Geflüchteten
beleuchtete und weitere Untersuchungs- und
Forschungsschwerpunkte des BiBB aufzeigte.
Am Vormittag des zweiten Tages der Fachtagung konnten sich
die nahezu 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fünf
Arbeitskreisen durch Beiträge zu unterschiedlichen
Fragestellungen informieren:
Unter dem Titel „Perspektive Integration – ein Weg zur
Fachkräftesicherung?“ wurde im Arbeitskreis 1 mit insgesamt
fünf Beiträgen ein Überblick geboten über derzeitige
Bemühungen, junge Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund in eine Berufsausbildung und damit
langfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Im
Arbeitskreis 2 wurde unter dem Titel „Wechsel/Wirkungen von
Studium und Ausbildungsberuf“ mit insgesamt sechs Beiträgen
der Frage nachgegangen, welche Formen und Möglichkeiten sich
derzeit ergeben, studiums- und berufsbildungsrelevante
Inhalte im Rahmen unterschiedlicher Ausbildungsgänge zu verknüpfen. Der Arbeitskreis 3 nahm sich
unter dem Titel „Qualität der Lehrerbildung in Zeiten des
Lehrermangels“ mit insgesamt sieben Beiträgen der
Problematik an, in der heutigen Zeit geeignete Fachkräfte
für ein Lehramt an beruflichen Schulen rekrutieren zu
können. Der Titel „Didaktische <Reduktion> im
Spannungsfeld von Hochtechnologie und Kompetenzentwicklung“
kennzeichnete den Schwerpunkt des Arbeitskreises 4, in
welchem mit fünf Beiträgen Ideen und Fragestellungen zur
unterrichtlichen Aufbereitung und Umsetzung aktueller
Fragestellungen aufgezeigt wurden. Im Arbeitskreis 5 „Werte
schaffen – Werte schöpfen. Plädoyers für eine nachhaltige
Berufsbildung“ wurde schließlich mit vier Beiträgen der
Frage nachgegangen, welche Anforderungen sich aus den
derzeit zu beobachtenden technologischen Veränderungen auf
die bestehenden Berufsbilder ergeben und welche Konsequenzen
sich hieraus für alle an Berufsbildung beteiligter Akteure
abzeichnen.
Mit seinem Beitrag „Auswirkungen des demografischen Wandels
auf die Elektro- und Metallberufe in den neuen
Bundesländern“ beschloss Klaus Jenewein
(Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) die Fachtagung der
Bundesarbeitsgemeinschaften ElektroMetall. Hierin
präsentierte er Forschungsergebnisse, welche die
Auswirkungen auf die Ausbildungsabschlüsse über einen
längeren Zeitraum untersuchten und resümierte notwendige
Perspektivänderungen und Handlungsoptionen, wie sie sich
hieraus für für Bildungspolitik, Berufsbildungspraxis und
-forschung ergeben.
Inhaltliche Konkretisierungen zu den Plenumsbeiträgen sowie
den Einzelbeiträgen der fünf Arbeitskreise finden sich wie
gewohnt als Abstracts auf der Homepage der BAG. Darüber
hinaus ist beabsichtigt, die oben skizzierten Einzelbeiträge
zeitnah zu veröffentlichen.
Kassel, 30.03.2017
Uli Neustock
26. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik
und Fahrzeugtechnik e. V.
vom 22. und 23. April 2016 in Karlsruhe
Digitale Vernetzung der
Facharbeit
Abstracts
und Präsentationen
Unter dem Titel „Digitale Vernetzung der Facharbeit“ fand
vom 22. bis 23. April 2016 im Staatlichen Seminar für
Didaktik und Lehrerbildung die 26. BAG-Fachtagung in
Karlsruhe statt, zu der sich ca. 90 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer zusammen fanden.
Prof. Dr. Hartmann, TU Dresden (l) u. Prof.
Dr. Gidion, KIT (r)
Dr. Gert Zinke, BIBB (l)
u. Prof. Dr. Becker, Leibniz-Universität Hannover
(r)
|
Nach
der Begrüßung durch die Seminarleiterin und
Gastgeberin, Frau MR‘in Susanne Thimet und den
BAG-Vorsitzenden Ulrich Schwenger bildeten vier
Plenumsvorträge den Auftakt des Kongresses. Martin
Hartmann (TU Dresden), Lars Windelband (PH
Schwäbisch-Gmünd) und Gerd Zinke (BIBB), Matthias
Becker (TU Hannover) sowie Gerd Gidion (KIT
Karlsruhe) schlugen dabei mit ihren Beiträgen einen
weiten Bogen über aktuelle Untersuchungen und
Fragestellungen zum Thema „Internet der Dinge –
Industrie 4.0“, wie sie derzeit an deutschen
Hochschulen diskutiert werden. Ausgangspunkt bildete
dabei ein Ansatz über die Reflexionsstufentheorie,
nach welcher aktuelle Kompetenzanforderungen vor dem
Hintergrund der digitalen Entwicklung aufgespürt
werden könnten. Wie weit inzwischen eine digitale
Vernetzung in der Arbeitswelt erfolgt ist, wurde
durch zwei Studien, einmal aus dem Bereich der
Industrie, einmal aus Sicht des Handwerks,
aufgezeigt, um einerseits spezifische Ausprägungen,
andererseits aber auch Überschneidungen und
Abgrenzungen beruflicher Anforderungen zu
verdeutlichen. Das Plenum wurde beschlossen durch
den Versuch, eine Strukturierung der Gesamtsituation
„Digitalisierung in der Facharbeit“ zu erreichen und
neun charakteristische Auswirkungen einer forcierten
digitalen Vernetzung zu lokalisieren.
Nach bewährter Tradition fächerten sich die Themen
des zweiten Tages in drei sich ergänzende Workshops
auf, in denen die Fragestellungen, welche am Vortag
in den Plenumsbeiträgen aufgeworfen wurden, vertieft
wurden:
Unter dem Titel „Industrie 4.0 – Neue Ausbildungs-
und Unterrichtspraxis?“ bot der Workshop 1 mit fünf
Einzelvorträgen einen Überblick über die neue Rolle
der Facharbeiter, suchte Antworten auf die Frage,
wie sich aus didaktischer und unterrichtspraktischer
Sicht Lehr-Lernarrangements zukünftig ändern und
welche Kompetenzen stärker in den Fokus genommen
oder gar neu bestimmt werden müssen.
Der Frage, inwieweit eine digitale Vernetzung auch
bereits im Handwerk Einzug gehalten hat, wurde unter
dem Titel „Handwerk, Digitalisierung und das
Internet der Dinge“ im Workshop nachgegangen. Dabei
beleuchteten die insgesamt sechs Einzelbeiträge
einerseits die verschiedenen Einsatzbereiche und
Felder, in welchen eine Vernetzung stattfindet.
Gleichzeitig unterstrichen sie dabei die
Möglichkeiten für die Handwerksbetriebe, die durch
den Einzug digitaler Vernetzungssysteme an Bedeutung
gewinnen. Abgerundet wurde der Workshop durch viele
Umsetzungsbeispiele aus der den unterschiedlichen
Bereichen sowie der Frage, welchen Einfluss diese
Tendenzen auf die (Weiter-) Entwicklung
arbeitsprozessbasierter Curricula besitzen.
|
Der
dritte Workshop mit dem Titel „Lehrerbildung 4.0?“
befasste sich mit der Frage, welche Einflüsse der
Einzug digitaler Vernetzungstechnologien in
Industrie und Handwerk auf die Lehrerbildung und
damit letztlich auch auf die unterrichtliche
Gestaltung von Lehr-/Lernarrangements nach sich
ziehen. In den ebenfalls sechs Einzelbeiträgen boten
die Referierenden aus den Bereichen der
Schulaufsicht, der drei Phasen der Lehrerbildung
sowie der beruflichen Schulen konkrete Projektideen
und Lösungsansätze, mit denen sich ergebende
Anforderungen und Herausforderungen begegnet werden
könnte.
im Vorfeld der Fachtagung und zur thematischen
Einstimmung der 26. BAG Fachtagung fand eine gut
besuchte Besichtigung des Siemens Industrieparks in
Karlsruhe statt. Hier konnte quasi direkt online
mitverfolgt werden, welche (Eingriffs-)
Möglichkeiten die digitale Vernetzung bezüglich der
globalen Energieversorgung bietet.
Den pädaogisch-kulturell verbindenden Schwerpunkt
setzte „Frl. Knöpfle“ zum Auftakt der
Abendveranstaltung, indem sie die Tagungsmitglieder
an den sehr persönlichen Lebensumständen einer
Fleischereifachverkäuferin teilhaben ließ.
Markus Wecker vom Carl-Miele-Berufskolleg Gütersloh
setzte in seinem Abschlussvortrag mit dem Titel
„Digitalisierung der Arbeitswelt – Herausforderungen
aus gesellschaftlich-politischer Sicht“ einen
markanten Schlusspunkt, indem er die digitale
Vernetzung der Arbeitswelt in einen
gesellschaftspolitischen Kontext stellte, vor
welchem letztlich nicht nur die Vorzüge der
Entwicklung, sondern ebenso potentielle Risiken für
den Einzelnen in beeindruckender Weise sichtbar
wurden.
Weitere inhaltliche Skizzen zu den Plenumsbeiträgen
sowie den Einzelbeiträgen der drei Workshops finden
sich als Abstracts auf der Homepage der BAG.
Ausführlich werden die meisten Vorträge der
Fachtagung in Band 42 der wbv-Reihe „Berufsbildung,
Arbeit und Innovation“ noch in diesem Jahr
veröffentlicht.
Kassel/Karlsruhe 2016
Uli Neustock |
25. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und
Fahrzeugtechnik e. V.
vom 19. und 20. März 2015 im Rahmen der 18.
Hochschultage berufliche Bildung in Dresden
Bedeutungsverlust oder
Imagegewinn? - Wandel der elektro- und
metalltechnischen Aus- und Weiterbildung
Abstracts
und Präsentationen ● Evaluation
Im
Rahmen
der 15 Hochschultage Berufliche Bildung 2015 an der TU
Dresden fand am 19. und 20. März die 25. BAG- Fachtagung
statt. Unter dem Thema „Bedeutungsverlust oder
Imagegewinn? - Wandel der elektro- und metalltechnischen
Aus- und Weiterbildung“ trafen rund 130 Teilnehmer
zusammen, um sich über aktuelle Fragen der Aus- und
Weiterbildung sowie der Lehrerbildung vor dem
Hintergrund aktueller fachdidaktischer und
berufspädagogischer Entwicklung zu informieren bzw.
auszutauschen. Im Zentrum stand dabei der von der OECD
ausgelöste Akademisierungsdruck, der in vielfältiger
Weise die Berufsbildung erfasst hat und z. T. bedrängt.
Den Auftakt zur Tagung bildeten im Beruflichen
Schulzentrum für Technik „Gustav-Anton Zeuner“ die
Begrüßungen durch den Schulleiter des Beruflichen
Schulzentrums Technik, Dr. Georg Clemens und des
BAG-Vorsitzenden Ulrich Schwenger. In ihren
Eröffnungsvorträgen umrissen Dr. Bernd Klingen,
Wissenschaftsrat, Timo Gayer aus dem Vorstand der
IG-Metall, sowie Prof. Gerald Straka, ITB Bremen, das
Spannungsverhältnis von dualer und hochschulischer
Ausbildung im Kontext aktueller europäischer
Berufsausbildungskonzepte und regten mit teils
provokanten Thesen zur berufsbildungspolitischen
Situation zur Diskussion und zum Nachdenken über die
derzeitige Entwicklung an.
Im Anschluss an den offiziellen Eröffnungsvortrag,
diesmal gehalten von Prof. Rolf Dubs, Universität St.
Gallen, fand die BAG-Mitgliederversammlung statt.
Am Abend war – leider nicht für alle – die Möglichkeit
gegeben, auf dem Tagungsfest im „Carolaschlösschen“ mit
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der anderen
Fachtagungen ins Gespräch zu kommen und sich bei
sächsischen Spezialitäten im wahrsten Sinne „über den
Tellerrand“ auszutauschen.
Der nächste Tag fand bis zum Mittag am
Beruflichen Schulzentrum für Elektrotechnik statt, wo
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Schulleiter Bernd Petschke begrüßt
wurden. In
drei
parallel angebotenen Arbeitskreisen konnten sie sich
über Beispiele anspruchsvoller dualer Ausbildung (AK1),
über aktuelle Berufsbildungsperspektiven und
-fragestellungen (AK2) sowie über innovative Ansätze zur
Ausbildung von Berufspädagoginnen und -pädagogen in den
technischen Fachrichtungen informieren und die
dargebotenen Konzepte diskutieren. Die Tagungspause am
Vormittag bot Gelegenheit, an den Ständen der Sponsoren
einen Überblick über die aktuellen Schulbücher und
Lehrmittel zu erhalten. Ein besonderes Highlight war die
zu selben Zeit stattfindende partielle Sonnerfinsternis,
auf die man vom Foyer der Schule einen exzellenten Blick
hatte.
Die Fachtagung wurde abgeschlossen durch den Vortrag von
Prof. Dr. Thomas Vollmer von der Universität Hamburg.
Hierin betonte er die Notwendigkeit, den Gedanken einer
auf Nachhaltigkeit ausgerichteten beruflichen Bildung
nicht nur auf einige wenige Fachbereiche begrenzt zu
lassen, sondern auf die gesamte Ausbildung in den
Bereichen Industrie und Handel auszuweiten und verstärkt
in den Blick zu nehmen.
Am Nachmittag bestand die Möglichkeit an
fachbereichsübergreifenden Workshops der Hochschultage
teilzunehmen, die von den Teilnehmern vor allem wegen
der hohen Aktualität der Beiträge geschätzt wurden.
Die Kurzfassungen der Vorträge und Präsentationen aus
den Arbeitskreisen und den Plenen der BAG-Fachtagung
können im Internet eingesehen werden. Zum Ende des
Jahres wird in der Wissenschaftsreihe des W. Bertelsmann
Verlages ein ausführlicher Band zum Tagungsthema
erscheinen. Für BAG-Mitglieder wird es eine begrenzte
Anzahl zum Vorzugspreis von 24,50 € statt 49,00 € geben.
Kassel/Dresden 2015
Uli Neustock
24.
Fachtagung
der BAG Elektrotechnik, Informationstechnik,
Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e. V.
vom 14. und 15. März 2014 in Kassel
Arbeitsprozesse, Lernwege
und berufliche Neuordnung
(Abstracts
und Downloads)
Unter dem
Titel „Arbeitsprozesse, Lernwege und berufliche
Neuordnung“ fand am 14. und 15. März 2014 die 24.
BAG-Fachtagung an der Max-Eyth-Schule in Kassel statt.
Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Weg
nach Kassel, um sich untereinander und in
unterschiedlichen Workshops mit über 30 Referentinnen
und Referenten darüber auszutauschen, wie vor dem
Hintergrund technologischer Entwicklungen, des
demografischen Wandels, einer zunehmend höheren
Studienbereitschaft sowie ein sich deutlich
abzeichnender Fachkräftemangel zu agieren ist und welche
Aufgabenschwerpunkte sich abzeichnen.
Nach einer Exkursion zum VW-Werk in Baunatal, zu dem
etwa ein Drittel der Teilnehmer ihr Interesse bekundet
hatten, bildeten
nach der Begrüßung durch den Hausherrn, Arno Koch, und
des 1. Vorstandsvorsitzenden der BAG, Ulrich Schwenger, drei
Plenumsvorträge den Auftakt.
Daniela Ahrens und Christian Gorldt illustrierten unter
dem Titel „Die vierte industrielle Revolution – die
Implementierung hat begonnen“ wie im Zuge
fortschreitender Automatisierung, gekennzeichnet durch
den Begriff „Industrie 4.0“ Smart-Technologien in den
industriellen Alltag Einzug halten und welche
Herausforderungen sich hieraus insbesondere für den
Qualifizierungsbedarf zukünftiger Facharbeiterinnen und
Facharbeiter daraus ergeben.
Klaus Jenewein, der dankenswerterweise kurzfristig für
Peter Röben eingesprungen ist, machte in seinem Vortrag
„Berufliche Bildung und Abitur – am Beispiel eines neuen
beruflichen Gymnasiums mit Profilschwerpunkt
Ingenieurwissenschaften“ deutlich, wie stark sich
inzwischen auch die fachliche Orientierung der
Schülerinnen und Schüler gewandelt hat weg von den
klassischen Schwerpunkten der beruflichen Gymnasien wie
Metalltechnik, Elektrotechnik und Informationstechnik
hin zu einer neuen, schwerpunkt-integrativer Ausrichtung
der Ingenieurwissenschaften.
Einblicke in administrative Bemühungen, den derzeitigen
Tendenzen bei der Entwicklung neuer Berufsprofilen zu
entsprechen, gab Gert Zinke vom Bundesinstitut für
Berufliche Bildung in seinem Bericht zur
„Berufsfeldanalyse zu den Elektroberufen“. Hierin
verdeutlichte er die zunehmende Relativierung
bestehender Domänenbezüge wie Elektrotechnik,
Metalltechnik und Informatik hin zu einer noch stärker
an den betrieblichen Prozessen ausgerichteten
beruflichen Ausbildung.
Denkanstöße einer etwas anderen Art
bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei dem
Abendvortrag von Matthias Wesslowski zu dem Titel „Neue
Lernwege im Spannungsfeld von Orientierung und
Okzidentierung“ geboten. In einem gelungenen, nicht
allein geistig-funkensprühenden Beitrag schlug er einen
Bogen von den bereits von den Inkas belegten
historischen Ansätzen der Digitaltechnik über die auf
das Wesentliche konkretisierte beruflicher Fachtermini,
verdeutlicht am Beispiel der „Backmütze“ und entließ die
Abendgäste mit einem Arbeitsauftrag zum metaphysischen
Hinterfragen des Phänomens „Erscheinen und Verschwinden
von Gegenständen“.
Der folgende Vormittag wurde geprägt durch Beiträge und
Diskussionsmöglichkeiten in fünf parallele Workshops zu
den Themen „Neue Lehr- und Lernwege in elektro- und
metalltechnischen Berufen (WS 1, Moderation Friedhelm
Eicker), „Kompetenzentwicklung und Profilbildung in
Beruflichkeit und Fachlichkeit an den Lernorten“ (WS 2,
Moderation Thomas Vollmer), „Bedarfsorientierung der
Berufsbildung als regionale Zukunftsstrategie“ (WS 3,
Moderation Markus Steffens), „Wege zwischen
Berufsbildung und Studium“ (WS 4, Moderation Ulrich
Schwenger) sowie „Professionalisierung in der
Lehrer(fort)bildung“ (WS 5, Moderation Uli Neustock)
Den Abschluss der Fachtagung bildete der Schlussvortrag
„Professionalisierung in der Lehrerbildung durch
Deprofessionalisierung?“ von Matthias Becker. Hierin
machte er in beklemmender Weise sichtbar, wie sich die
Entwicklung grundständig ausgebildeter Lehrerinnen und
Lehrer für das Lehramt an beruflichen Schulen derzeit
entwickelt. Demnach befinden sich gerade in den
gewerblich-technischen Fachrichtungen teilweise nur ein
Zehntel der benötigten Lehrerinnen und Lehrer in der
Ausbildung und es müssen viele, z.T. auch
unkonventionelle und unbequeme Maßnahmen in Kauf
genommen werden, um dem sich abzeichnenden Mangel auch
nur ansatzweise gerecht werden zu können.
Die 24. BAG-Fachtagung hat an der Max-Eyth-Schule in
Kassel einen inspirierenden und gut organisierten Rahmen
erhalten, welcher viele Begegnungen, Diskussionen und
Anregungen auf unterschiedlichsten Ebenen erlaubte. Für
diejenigen, die sich noch mit der kulturellen Seite
Kassels beschäftigen wollten, bildete die Stadtführung
zum Thema „Spuren der documenta“ einen inspirierenden
Abschluss der diesjährigen Fachtagung.
Uli Neustock
23. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und
Fahrzeugtechnik e. V.
vom 13. und 14. März 2013 im Rahmen der 17.
Hochschultage berufliche Bildung in Essen
Smart Technologies –
Berufsfeldbezogene Lösungen
(Abstracts
und Downloads)
Es waren wohl die bisher
kältesten Hochschultage. Viele Teilnehmer und Referenten
wurden Opfer der winterlichen Verhältnisse und
erreichten den Campus Essen der Universität
Duisburg-Essen nur mit großer Verspätung oder manchmal
auch gar nicht. Leider war auch die 23. Fachtagung der
neuen Bundesarbeitsgemeinschaften für Berufsbildung in
den Fachrichtungen Elektro-, Informations-, Metall- und
Fahrzeugtechnik hiervon nicht ausgenommen. So traf
Robert Helmrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung am
ersten Tag Essen viel zu spät ein und es war ein Glück,
dass er seinen höchstinteressanten Vortrag zur
Projektion der Fachkräfteentwicklung noch am zweiten Tag
als Schlussvortrag halten konnte. Denn bedauerlicher
Weise musste Thomas Vollmer von der Universität Hamburg
seinen mit Spannung erwarteten Vortrag mit dem Titel
„Generation Nachhaltigkeit“ wegen einer akuten Grippe
absagen. Doch in Kürze werden wir ihn als Artikel in der
Tagungsdokumentation, die wie in den letzten Jahren bei
bwp@ veröffentlicht wird, nachlesen können. So blieb den
beiden Referenten, Viktor Grinewitschus, Ordinarius an
der Hochschule Ruhr West, und Wolfgang Meyer, dem Leiter
des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs in Essen, am Vormittag
des 13. März viel Zeit für ihre interessanten Vorträge.
Viktor Grinewitschus entwickelte sehr anschaulich und
überzeugend die Anforderungen an die Facharbeit, die
sich aus der „intelligenten“ Technik eines
Smart-House-Konzepts ergeben. Dabei betonte er u. a.
sehr eindringlich die Bezüge zu den Herausforderungen
einer alternden Gesellschaft, die zur Verschiebung des
Fokus weg vom Komfort-Effekt hin zum sinnvollen Einsatz
vielfältiger Assistenzsysteme führen, die ein Leben auch
im hohen Alter oder bei körperlichen Gebrechen in den
eigenen vier Wänden ermöglichen. Wolfgang Meyer, der
langjährige Leiter des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs, der
auch Gastgeber für den Arbeitskreis 2 „Intelligenz der
Systeme: Herausforderungen an die elektro- und
informationstechnische Berufsbildung“ war, nutzte den
Auftakt der Tagung, um einen Blick zurück zu werfen und
die Schritte von den informationstechnischen Anfängen
hin zur heutigen Smart Technology nachzuzeichnen. Es war
für die Zuhörer auch von großem Interesse, zu erfahren,
welche Rolle berufsbildende Schulen und insbesondere das
Heinz-Nixdorf-Berufskolleg bis zum heutigen Tag in
diesen Prozessen gespielt haben.
Der
Schlussvortrag von Robert Helmrich brachte etwas
Entspannung in die Diskussion, ob denn nun in den
nächsten zwanzig Jahren in den durch die Fachtagung
repräsentierten beruflichen Sektoren ein Gau bzgl. der
Verfügbarkeit von Facharbeit zu erwarten sei. Wenn er
auch wiederholt deutlich machte, dass seine Ausführungen
und Schlussfolgerungen nur die Projektion gegenwärtiger
Verhältnisse auf die nahe Zukunft darstellten, verwies
er aber auch darauf, dass jetzt noch Zeit sei, einer
Austrocknung des Arbeitsmarktes für Fachkräfte mit
geeigneten Maßnahmen zu begegnen. So entließ er am Ende
der Tagung seine Zuhörer mit einer unüberhörbaren
Aufforderung, an den Stellen ihrer persönlichen
Verantwortung die Zeichen zu beachten und die Weichen
richtig zu stellen.
Prof. Dr. Viktor Grinewitschus, Hochschule
Ruhr West
|
Oberstudiendirektor Wolfgang Meyer, Heinz-Nixdorf-
Berufskolleg
Essen
|
Dr. Robert Helmrich,
Bundesinstitut für Berufsbildung
Bonn
|
Oberstudiendirektor
a.
D. Ulrich Schwenger, Erster
Vorsitzender der BAG ElektroMetall
|
|
Arbeitskreis
3. V. l.: Michael Reinhold, Uni Bremen; Wilko
Reichwein, Uni Hamburg,
Christian Priester, Oskar-von-Miller-Schule
Kassel, Olaf Herms, BBS II Delmenhorst |
Der
Nachmittag des dreizehnten und der Vormittag des
vierzehnten März wurden durch die Aktivitäten der
Arbeitskreise bestimmt. Es war sehr erfreulich, dass
alle gut besucht waren und lebhafte Diskussionen nach
einer Vielzahl interessanter Vorträge von immerhin 31
Referenten das Bild prägten.
Gemeinsam
mit Jürgen Poch entwickelte Martin Hartmann von der
Technischen Universität Dresden ein Szenario für
Autonomie im Alter, nahm so die bereits im
Eröffnungsvortrag angerissenen Überlegungen wieder auf,
und reflektierte die Bedeutung an der Frage der
Berufsschneidungen, die sich unter dem Aspekt der
Assistenzsysteme nicht nur in den Dimensionen
technischer, sondern auch sozialer Berufe stellt. Der
zweite und der dritte Vortrag des ersten Tages zielten
auf methodische Fragestellungen beruflicher
Lehr-/Lernprozesse. Im Vergleich von Unternehmens- und
Schulprojekten arbeitete Stephan Repp (BBS Trier für
Gestaltung und Technik/Universität Kaiserslautern) die
Unterschiede und die Potentiale für eine
Lernortkooperation von Unternehmen und berufsbildenden
Schulen heraus. Er zeigte beispielhaft
Unternehmensprojekte zur Anwendungsentwicklung mit
Fachinformatik-Auszubildenden auf. Im Weiteren ging er
auf die Ergebnisse ein, die nicht alle positiv
verliefen. Insbesondere verwies er auch darauf, dass die
Erwartung mancher Unternehmen, eine sehr kostengünstige
Produktion zu erhalten, nicht unbedingt eintraf. Einen
weiteren interessanten Beitrag lieferte Frau Katarina
Morgret (Landesinstitut für Schule Bremen), indem sie
ihre Masterarbeit zu Prozessen und Voraussetzungen
selbstregulierten Lernens vorstellte. Sie arbeitete
Unterschiede zwischen den verschiedenen Vorgehensweisen
"selbstorganisierten", "selbstgesteuerten" und
"selbstregulierten" Lernens heraus. Interessant war der
von ihr aufgezeigte Aspekt, Lernvereinbarungen
individuell einzusetzen, wobei die Lernenden die von
ihnen eingesetzten Methoden zwar kennen aber im
Vorhinein nicht tiefgreifend verstanden haben, doch von
deren Funktionieren überzeugt sein müssten.
Einem Kernproblem der Lehrerqualifizierung
in Nordrhein-Westfalen widmete sich Ralph Dreher: Es ist
der Wunsch nach einem stärker bildungswissenschaftlich
orientierten Studium mit Reflexionsmöglichkeiten
hinsichtlich der persönlichen Eignung und der
Durchdringung von Bedeutung und Struktur beruflicher
Bildung. Ein Wunsch der insbesondere auf dem Hintergrund
der Berufswechsler und deren Einstiegsproblemen in die
Lehrerausbildung entstanden ist. Dem wird an der
Universität Wuppertal mit einem kooperativen Angebot für
das Lehramt an Berufskollegs unter Nutzung des
COMET-Instruments begegnet. Das Studium baut auf einem
Bachelor-Ingenieurstudium auf, welches eine Verzahnung
mit dem universitären Studium in der Art aufweist, dass
das bildungswissenschaftliche Einführungsmodul inklusive
Orientierungspraktikum parallel studiert werden kann.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen von Lernen mittels
informationstechnischer Angebote. Alle Referenten kamen
vom Institut für Technik und Bildung (ITB) der
Universität Bremen. Sven Schulte und Thorsten Grantz
fragten nach einer Renaissance des E-Learnings und
zeigten an Projektbeispielen auf, wie sich dieses heute
gestaltet. Michael Sander stellte das Instrument der
Kompetenzwerkst@tt Elektrotechnik ausführlich anhand von
Beispielen auch zur Darstellung von Arbeitsprozessen und
zu einsetzbaren Lernaufgaben dar und zeigte auch Grenzen
auf. Die Weiterentwicklung der Kompetenzwerkst@tt wurde
von Falk Howe anhand gegenwärtiger Projekte skizziert,
wobei er einen besonderen Akzent auf die Vernetzung des
betrieblichen und des schulischen Wissens legte.
Schon
der Eröffnungsvortrag von Wolfgang Meyer gab einen
tiefen und interessanten Einblick in die Arbeit der
Heinz-Nixdorf-Berufskollegs. In Essen gelegen, ergab
sich so die Möglichkeit für die Teilnehmer des zweiten
Arbeitskreises, das Berufskolleg am Vormittag des
zweiten Tages zu besuchen und sich einen unmittelbaren
Eindruck vom Unterrichtsprojekt zur Entwicklung einer
Geschenke-App zu verschaffen. Interessant war hierbei
die enge Kooperation zwischen der Deutschen Telekom als
Ausbildungsbetrieb, dem
Berufskolleg und einem Gymnasium. Ebenfalls ein
Kooperationsprojekt stellte Markus Steffens vor, das
sich auf intelligente Energie sparende Antriebssysteme
bezog, auf unmittelbaren Kompetenztransfer abhob und
in enger Kooperation zwischen den Studierenden der
Fachschule und örtlichen Betrieben umgesetzt wurde.
Diesen praktischen Einblicken waren am ersten Tag
Beiträge wie z. B. Smart Energy unter Beachtung der Richtlinie der Europäischen Union über
Endenergieeffizienz (Reinhard Geffert), Smart Metering
– ein Beispiel für systematische
Lernortkooperation in der Trias Berufsbildungsforschung,
Betrieb und Berufsschule unter Beachtung gegenseitiger
Anschlussfähigkeit und Smart Grid – intelligentes
Management von Energieverteilungsnetzen (Andreas Stetza
und Robert Redling) vorausgegangen. Den Abschluss des
Arbeitskreises 2 bildeten am ersten Tag zwei Vorträge,
die zum einen die curricularen Bezüge eines beruflichen
Gymnasiums unter ingenieurwissenschaftlicher Sichtweise
thematisierten (Klaus Jenewein) und zum anderen sich der
Frage der Lern- und Arbeitsmethoden in einem hochautomatisierten,
vernetzte Umfeld widmeten (Florian
Beier und Thomas Kohlmeier).
Der
mit rund 25 Teilnehmern und Teilnehmerinnen gut besuchte
Arbeitskreis 3 „Die Energiewende intelligent gestalten –
Berufsbildung im Zeichen des Wandels“ bot ein breites
und interessantes Spektrum von Vorträgen. Am ersten Tag
stand das Thema Elektromobilität und die grundlegende
Ausrichtung einer zukunftsorientierten Ausbildung im
Fokus der Referenten. Olaf Herms (Berufsbildende Schule
II Delmenhorst) befasste sich mit Ansätzen einer
Integration Beruflicher Bildung für Nachhaltige
Entwicklung (BBNE) in die gewerblich-technische
Ausbildung. Dabei bezog er sich auf konkrete
Umsetzungskonzepte an der BBS II in Delmenhorst. Im
zweiten Beitrag von Matthias Becker (Universität
Flensburg) wurden aktuelle Erkenntnisse zum Thema
Elektromobilität und den daraus abzuleitenden
Qualifikationsanforderungen für die Facharbeit
vorgestellt und diskutiert. Ebenfalls auf das Thema
Elektromobilität bezogen sich die beiden folgenden
Beiträge von Christian Priester (Oskar-von-Miller-Schule
Kassel) und Ralf Klagges (Utopia Velo GmbH Saarbrücken).
Priester stellte didaktische Herausforderungen und
konkrete Umsetzungskonzepte bei der Durchführung des
Schülerprojektes Solar-Tankstelle für Elektrofahrräder
vor und Ralf Klagges referierte sehr eindrucksvoll über
den Mangel an geeigneten Fachkräften für die Fertigung
und den Service von Elektrofahrrädern und Pedelecs,
wobei er die Schwierigkeiten veranschaulichte, mit denen
langjährige Mitarbeiter bei der Einführung neuer
Technologien zu kämpfen haben. Am zweiten Tag der
Fachtagung waren in diesem Arbeitskreis drei Vorträge
vorgesehen. Dadurch war deutlich mehr Zeit für
Diskussionen vorhanden, die von den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern auch aktiv genutzt wurde. Inhaltlich wurden
zwei Schwerpunkte sichtbar: Werner Müller (ITB Bremen)
und Wilko Reichwein (IBW Uni Hamburg) präsentierten in
unterschiedlicher Weise Überlegungen zur
Energieeffizienzstrategie im Rahmen des
Nachhaltigkeitsdiskurses. Während Müller sich mit den
(Neben-)Effekten der Effizienstrategie auseinandersetzte
(Rebound und Co), ging Reichwein auf die grundsätzliche
Bedeutung des Effizienzgedankens für Unternehmen ein und
stellte erste didaktische Überlegungen zur Umsetzung in
elektrotechnischen Ausbildungsgängen vor. Michael
Reinhold (ITB Bremen) thematisierte in seinem Vortrag
den Stellenwert der Energiewende in der universitären
Ausbildung von Bildungspersonal am Beispiel von
Lehramtsstudiengängen der Universität Bremen.
Während
sich Arbeitskreis 3 bereits unter dem Gesichtspunkt der
Energiewende der Elektromobilität widmete, wurde in
Arbeitskreis 4 der Produktions- und Qualifikationsaspekt
der Fahrzeugberufe aufgegriffen. Die Referenten an
beiden Tagen boten viele Informationen und setzten neue
Impulse, was sich in den regen und interessanten Fragen
der Anwesenden wiederspiegelte. Claudia Ball von der
DEKRA-Akademie zeigte auf, wie die Diskussion der
Fahrzeugberufe auf europäischer Ebene die nationale
Ausbildung bei den Berufskraftfahrern verändert hat und
welche künftigen Herausforderungen sich hieraus ergeben.
Im Bereich des Unfallreparaturmanagements konnte Nils
Petermann von der Universität Bremen Wege zu einem
ganzheitlichen und nachhaltigen Konzept des aufzeigen
und Franz Krämer vom Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg
Köln stellte in beeindruckender Weise dar, wie
Veränderungen der Karosseriekonstruktion und der Einsatz
neuer (Verbund-)Werkstoffe nicht nur die Facharbeit
sondern vor allem auch die Fahrzeugkonstruktion, die
besonders im Bereich beruflicher Weiterbildung von
Bedeutung ist, verändern. Ein Wermutstropfen bei den
„intelligenten“ Konstruktionen und Werkstoffen ist aber
nach seiner Aussage der Konflikt zwischen Sicherheit und
Leichtbau einerseits und nachhaltiger Materialwirtschaft
andererseits.
Die Teilnehmer des zweiten Abschnitts des
Arbeitskreises, der sich mit produktionstechnischen
Aspekten und daraus abzuleitenden
Zertifizierungsambitionen von Berufskollegs einerseits
und mechanisch-physikalischen (Fehl-)Vorstellungen von
Auszubildenden andererseits beschäftigte, waren von den
beiden Beiträgen von Boris Sauer (Fachleiter und
fachlicher Koordinator am Georg-Kerschensteiner
Berufskolleg Troisdorf) und Christoph Sjöberg
(Referendar am Landesinstitut für Schule Bremen) sehr
angetan. So zeichnete Boris Sauer sehr kenntnisreich
Verfahren, Vorteile und Schwierigkeiten eines
Zertifizierungsverfahrens für ein Berufskolleg am
Beispiel des AUDITS „Zertifizierung der
rechnergestützten Fertigung im Bereich der CNC-Technik“
auf. Eine ganz andere Perspektive eröffnete der Vortrag
von Christoph Sjöberg, der von einem Forschungsprojekt
berichtete in dem die physikalisch-technischen
Modellvorstellungen von Auszubildenden im Mittelpunkt
standen und deren Einfluss auf richtige oder falsche
technische Funktionsprognosen untersucht wurden. Die
Erkenntnisse der Untersuchung haben einen erheblichen
Einfluss auf die didaktische Struktur von Unterricht.
Unter
dem Strich werden die vergangenen Hochschultage, obwohl
sie mit witterungsbedingten Schwierigkeiten gekämpft
haben, bei den meisten ihrer Teilnehmer sehr
eindrücklich in Erinnerung bleiben. Hierzu beigetragen
hat die perfekte Organisation durch Prof. Dr. Münk
zusammen mit seinen Mitarbeitern als Ausrichter. Ihnen
gebührt großer Dank. Da ist es nachrangig, dass die Zahl
der Anmeldungen nicht mehr das Niveau vergangener Jahre
erreichen konnte; denn zweifelsohne haben diese
Hochschultage wieder Maßstäbe gesetzt.
Ulrich Schwenger
22. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und
Fahrzeugtechnik e. V.
vom 23. und 24. März 2012 in Aachen
Deutscher
Qualifikationsrahmen - Wirkungen in Beruf und
Bildung
(Abstracts und Downloads)
Nahezu 100 Teilnehmer aus Berufsbildenden Schulen,
Universitäten und Betrieben fanden sich am 23. und 24.
März 2012 zur 22. Fachtagung Berufliche Bildung unter dem
Titel „Deutscher Qualifikationsrahmen – Wirkungen in Beruf
und Bildung“ in Aachen ein. Diesmal wurde sie
gemeinsam ausgerichtet von den Bundesarbeitsgemeinschaften
Elektrotechnik,
Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik
e. V. und der EU-Geschäftstelle der
Bezirksregierung Köln. Zum Auftakt am Freitag bot die RWTH
Aachen mit ihrem neuen studienfunktionalen Centrum SuperC einen beeindruckenden Rahmen.
Die perfekte Organisation durch die Berufskollegs „Gestaltung und Technik“
sowie der „Mies-van-der-Rohe-Schule“ verhalf
den Workshops und dem Abschlussvortrag am Samstag zu einer
äußerst produktiven Abrundung der Tagung. Die tatkräftige
Unterstützung der Mitarbeiter des Fachbereichs
Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen trug ihr Übriges dazu
bei.
Neben einem abwechslungsreichen und zugleich informativen
Rahmenprogramm aus Betriebsbesichtigungen, Kabarett mit
Bernd Gieseking, Lehrmittelmesse und einer Stadtführung
wurden in Workshops und Vortragsveranstaltungen
unterschiedliche Fragestellungen und Sichtweisen zur
Tagungsthematik vorgetragen und diskutiert. Darüber hinaus
ergaben sich immer wieder auch Möglichkeiten zu einem
individuellen Austausch, welche von den bundesweit
angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie
Referentinnen und Referenten rege genutzt wurden.
Den Auftakt der Fachtagung bildeten Eröffnungsvorträge
von Klaus Fahle, Leiter der Nationalen Agentur Bildung für
Europa, Lothar Herstix, u. a. Vorsitzender des
KMK-DQR-Arbeitskreises und Ko-Vorsitzender des
DQR-Arbeitskreises beim BMBF sowie Hartmut Müller, Leiter
der EU-Geschäftsstelle der Bezirkregierung Köln. Im Rahmen
ihrer Vorträge stellten sie derzeitige Entwicklungsstände
bezüglich des DQR dar und erläuterten den
Umsetzungsprozess. Als Akzente sind zu nennen: die dem
Bachelor gleichwertige Anerkennung der Ausbildung zum
Staatl. Geprüften Techniker, aber auch die
Nichteinbeziehung allgemeiner Bildungsabschlüsse. Neben
der europäischen Perspektive beleuchteten alle
Vortragenden auch kritische Aspekte, so z. B. Fragen nach
Handlungs- und Gestaltungsspielräume für die weitere
Entwicklung und ob eine Fokussierung auf Lernen unabhängig
von Bildungsgängen nicht zuletzt die Substanz
berufsschulischer Bildung in Frage stelle. Das Plenum
wurde nach seinen einführenden Worten vom Ersten
Vorsitzenden der Bundesarbeitgemeinschaften, Ulrich
Schwenger, moderiert.
Am Samstag fanden zu unterschiedlichen Aspekten insgesamt
fünf Workshopreihen statt. Hier erhielten die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, sich zu
Themen wie Austauschprogramme für Europa (TRIFT),
Entwicklung kompetenzorientierter Ausbildungsordnungen,
Maschinensicherheit nebst Qualitätssicherung in Industrie
und Handwerk unter europäischen Vorzeichen, Umsetzung der
neuen Maschinenrichtlinie, Gestaltung von
Weiterbildungsmöglichkeiten zur Schaffung von
Durchlässigkeiten im Bildungssystem sowie Anerkennungs-
und Anrechenbarkeitsproblematiken zu informieren und
praxisrelevante Fragen mit ausgewiesenen Experten der
beruflichen Bildung zu diskutieren. Dabei bleibt als Fazit
aus vielen Diskussionen eine gewisse Skepsis gegenüber der
Wirksamkeit des DQR als Instrument des lebenslangen
Lernens in Europa und es wurde deutlich, dass sich vor dem
Hintergrund der gesamten Diskussion der Fachtagung noch
weit reichende Fragestellungen abzeichnen, wenn es darum
geht, die Auswirkungen des DQR im schulischen,
betrieblichen, politischen und wissenschaftlichen Kontext
abzuschätzen.
Prof. Dr. Georg Spöttl, Direktor des Instituts Technik
und Bildung der Universität Bremen, griff in seinem
Schlussvortrag unter der Überschrift „Der DQR – ein
deutscher Fall“ Positionen der Eröffnungsvorträge vom
Vortage wieder auf und zeichnete ein mögliches
Zukunftsszenario, in dem einerseits „der Tod der Didaktik“
mit gravierenden Konsequenzen für die berufliche Bildung
als Szenario für den Fall skizziert wurde, dass eine
kompromisslose Outcome-Orientierung letztlich nicht mehr
fragt, in welchen Prozessen Kompetenzen erworben werden,
sondern nur noch prüft, ob sie generell vorhanden seien.
Dies nahm Prof. Spöttl abschließend zum Anlass, im Plenum
für eine hohe Aktivität im Rahmen der Arbeit jedes
Einzelnen bei der Umsetzung des DQR in den anstehenden
Schritten zu werben.
Abstracts und Präsentationen sind unter dem Punkt
„BAG-Fachtagung 2012 in Aachen“ auf der Hompage
www.bag-elektrometall.de zu finden. In loser Reihenfolge
werden wichtige Beiträge in den nächsten Ausgaben von
„lernen & lehren“ erscheinen.
Uli
Neustock
21. Fachtagung der BAG
Elektrotechnik-Informatik
und der BAG Metalltechnik vom 23. - 24. März 2011
im Rahmen der 16. Hochschultage Berufliche Bildung
2011 in Osnabrück
Mit dem diesjährigen Rahmenthema der 16. Hochschultage
Berufliche Bildung „Übergänge in der Berufsbildung
nachhaltig gestalten: Potentiale erkennen – Chancen nutzen“
standen die Bundesarbeitsgemeinschaften
Elektrotechnik-Informatik und Metalltechnik unter einem
guten Stern. Mit über 150 registrierten Teilnehmern in 32
Vorträgen im Plenum sowie in sechs parallelen Arbeitskreisen
kamen auch in diesem Jahr viele interessierte Fachleute aus
der beruflichen Bildung nach Osnabrück, um neue und
vielfältige Eindrücke mitzunehmen. Das Oberthema
„Kompetenzen und Karrierewege in elektrotechnischen und
metalltechnischen Berufen“ war für beide
Bundesarbeitsgemeinschaften gleichermaßen aktuell.
Nach der Begrüßung von den Vorsitzenden der BAG
Elektrotechnik-Informatik Falk Howe, und der BAG
Metalltechnik, Ulrich Schwenger, ist die gemeinsame
Fachtagung mit einem Vortrag zum Thema „Aktuelle
Entwicklungen in den Berufsfeldern Elektrotechnik und
Metalltechnik“ eröffnet worden. Nach einer lebhaften
Diskussion im Anschluss des ersten Vortrages von Gert Zinke
und seinen Mitarbeitern vom Bundesinstitut für Berufsbildung
– BIBB zu neuen Weiter-bildungsformen folgte ein Beitrag zum
Thema Einstufung der Aus- und Weiterbildungsberufe in den
Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). Das von Hermann Nehls
vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aufbereitete aktuelle
Thema nahm insbesondere die Auswirkungen des DQR auf
Karrierewege und die damit verbundene Durchlässigkeit
zwischen den Bildungsbereichen in den Fokus. Dieser Beitrag
bildete zusammen mit dem Abschlussvortrag zum Thema
„Kompetenzen von Fachkräften – Ein europäischer Vergleich im
Lichte der Probleme transnationaler Anerkennungen von
Berufsqualifikationen“ von Willi Petersen vom
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik der Universität
Flensburg einen gelungenen Rahmen der Fachtagung.
Im Anschluss der Eröffnungsvorträge nahmen die sechs
parallel verlaufenden Arbeitskreise ihre Arbeit mit
folgenden Beiträgen auf:
- AK1: Berufliche Übergänge in Europa,
- AK2: Fachkräftemangel – Übergänge in die
Berufsausbildung und den Beruf,
- AK3: Erneuerbare Energien und Auswirkungen auf die
Facharbeit, Teil 1: Überblick und Hintergrund, Teil 2:
Praxisbeispiele (Hinweis: Dieser Arbeitskreis wurde
aufgrund der zahlreichen Beitragsanmeldungen in zwei
Teile unterteilt),
- AK4: Elektromobilität und Auswirkungen auf die
Facharbeit,
- AK5: Neue Fertigungs- und Reparaturtechnologien und
Auswirkungen auf die Fachar-beit (Beispiele aus der
Region),
- AK6: Technische Weiterbildung – Gestaltung im Rahmen
innovativer Arbeits- und Produktionsprozesse.
Inhaltlich
wurde hier das Tagungsthema „Übergänge in der
Berufsbildung nachhaltig gestalten“ sehr differenziert
bezogen auf die elektro- und metalltechnische
Berufsbildung mit den Schwerpunkten „berufliche Mobilität
innerhalb Europas“, „Übergänge von allgemeinbildenden
Schulen in die berufliche Bildung“, „neue Technologien“
und „lebenslanges Lernen“ entfaltet. Den Teil-nehmern der
Arbeitskreise ist damit ein sehr vielfältiges und
anregendes Informations- und Diskussionsforum eröffnet
worden.
In AK1 konnte mit zwei Vorträgen zum Thema
Kompetenzmodellierung/ -messung der aktuelle
Diskussionsstand aufgezeigt werden. Zwei weitere Vorträge
befassten sich mit Fragestellungen zu kulturellen und
systemischen Unterschieden bezüglich Arbeitsprozess,
Kompetenzentwick-lung in europäischen Ländern und zu den
europaweiten Übergängen von der beruflichen Erstausbildung
in ein Weiterbildungssystem.
Die vier Vorträge im AK2 boten ebenfalls ein breites
Informationsspektrum. So gab es Vorträge zum Thema
Fachkräftemangel und die Rolle des öffentlichen
Schulwesens sowie zur technischen Dokumentation in der
Metalltechnik als „Brücken-Skill“ zum Einstieg in
berufliches Lernen. Weiterhin wurden Übergangssysteme am
Beispiel des Berufsgrundschuljahr Fahrzeugtechnik und des
Secondhandsektors vorgestellt.
AK3 bot mit insgesamt 9 Vorträgen das zahlenmäßig
umfangreichste Programm. Hier standen vor allem Themen wie
Mitgestaltung der Energiewende, Wandel der Facharbeit in
den Branchen Windenergie und Solartechnik,
Qualifikationsanforderungen beim Aufbau von
Offshore-Windparks und Nachhaltigkeit in
Abschlussprüfungen im Zentrum der Präsentationen und
Diskussionen. Im 2. Teil des Arbeitskreises sind eher
praxisorientierte Beiträge zu den Bereichen
Qualifizierungsangeboten für Brennstoffzellen-Heizgeräte,
Aus- und Weiterbildung in der Solartechnik,
Arbeitsaufgaben zur Installation von PV-Anlagen,
Unterrichtsprojekt nachgeführter Solarturm und
Lernsituationen und Zusatzqualifikationen im Bereich der
erneuerbaren Energien vorgestellt worden.
Das aktuelle Thema Elektromobilität und die größtenteils
ungeklärten Fragen ihrer Auswirkun-gen auf die Facharbeit
wurden in AK4 durch drei Vorträge aufgegriffen. Diese
befassten sich mit den veränderten
Qualifikationsanforderungen für sicherheitsgechtes
Arbeiten an elektrifizierten Fahrzeugen und mit
Überlegungen zu einem neuen Berufsbildungskonzept im
Kfz-Gewerbe.
Mit innovativen didaktischen Konzepten an einer
Berufsschule in Osnabrück beschäftige sich der
regionsbezogene AK5. In diesem Arbeitskreis befassten sich
drei Vorträge zu didaktischen Konzepten in der
Metalltechnik und ein Vortrag zu den motivationsfördernden
Auswirkungen von neuen Medien auf Unterrichtsprozesse.
Besondere Anschaulichkeit erlangte dieser Arbeitskreis
durch die Einbindung in die Lernumgebung der
Berufsbildenden Schulen Osnabrück Brinkstraße.
AK6 konnte mit insgesamt 6 Beiträgen zur technischen
Weiterbildung an verschiedene aktuelle Themen anknüpfen.
So befassten sich die Beiträge mit einer
outcome-orientierten Identifizierung von Kompetenzen in
der Weiterbildung, mit einem Projekt zur Anrechnung
beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge, mit der
Anschlussmöglichkeit von Technikerqualifikation an
Hochschulstudiengänge, mit der Weiterbildung innerhalb
innovativer Produktionsprozesse, mit der Fachschulbildung
in Deutschland und der 2. Phase des Deutschen
Qualifikationsrahmens.
Ein umfangreicherer Überblick über die gemeinsamen
Fachtagungen der BAG Elektrotechnik-Informatik und der BAG
Metalltechnik werden im Tagungsband der Hochschultage in
gedruckter Form erscheinen. Darüber hinaus wird eine
Auswahl an Beiträgen – wie schon im Anschluss an die
letzten Hochschultage Berufliche Bildung 2008 – in einer
Spezialausgabe der Online-Zeitschrift bwp@ (www.bwpat.de)
veröffentlicht.
Wilko Reichwein
Wie immer werden die meisten Beiträge veröffentlicht und
ab Oktober bei bwp@ | Spezial erhältlich sein.
Schon jetzt können Sie sich einen Überblick auf der
Abstract-Seite der BAG-Homepage verschaffen. Weiter
20.
Fachtagung
der BAG Elektrotechnik-Informatik
und der BAG Metalltechnik vom 23. - 24. April 2010 in
Mannheim und Heidelberg
Lernfelder - Neue Horizonte
oder Orientierungsverlust?
Was
die
Neuordnung
der Berufsbildung bewirkt hat. (Abstracts)
Nach knapp 15 Jahren
Lernfeld-Konzept ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen. –
Dieser Herausforderung haben sich am 23. und 24. April
gemeinsam die Bundesarbeitsgemeinschaften (BAG) für
Berufsbildung in den Fachrichtungen Metalltechnik und
Elektrotechnik-Informatik gestellt.
Zur
Einstimmung erhielten die Teilnehmer einen umfassenden
Einblick in die „Best Practice in der Ausbildung der John
Deere Werke Mannheim“ in Lernortkooperation mit der
Werner-von-Siemens- und der Carl-Benz-Schule Mannheim. Die
Nähe zur Berufsbildungs-praxis setzte sich gewissermaßen
als „Qualitätsmerkmal“ im Verlauf der Fachtagung fort.
Nach
der offiziellen Eröffnung und Begrüßung durch den
Vorsitzenden der BAG Metalltechnik, Ulrich Schwenger,
und der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg,
Prof. Dr. Anneliese Wellensiek, wurde im Rahmen
der Einführungsvorträge der Frage nach-gegangen, ob
das Lernfeld-Konzept „Eine neue Ära der Berufsbildung?“
eingeleitet hat. Dr. Martina Müller aus dem
Kultusministerium
Sachsen-Anhalt
resümierte
dabei die in Modellversuchen ermittelten Erfolge,
Rahmenbedingungen und politischen Vorgaben. „Das Lernfeld
im Spiegel betrieblicher Ausbildung“ wurde durch Dieter
Wachenfeld von den John Deer Werken Mannheim beleuchtet.
OStD
Dr. Thomas Berben bereicherte mit seinem Beitrag:
„Berufsschule der Zukunft? - Bilanz und Ausblick nach der
Lernfeldeinfüh-rung am Beispiel der Staatlichen
Gewerbeschule Energietechnik in Hamburg“ die
Auseinandersetzung mit dem Lernfeld-Konzept um die
berufsschulische Perspektive, sowie auch Prof. Dr. Peter
Röben von der Pädagogische Hochschule Heidelberg, der die
„Die ler-nende berufliche Schule und das
Lernfeldkonzept“ als untrennbare Elemente der
Schulentwicklung aus organisationstheoretischer Sicht
herausstellte.
Bereits
während der Vortragsreihe wurde durch die Fülle der
Fragen, Wortmeldungen und Diskussionsbeiträge deutlich,
dass die BA-Gen mit dem Lernfeld-Konzept ein Thema
ausgewählt hatten, an dem großes Interesse besteht und
welches die Diskussion an den beruflichen Schulen nach wie
vor dominiert. Die Frage danach, ob und wie
Lernfelder Einzug in den Unterricht halten können und
sollen, begleitete somit die Teilnehmer durch die Tagung.
Einen
Schwerpunkt des vielfältigen und intensiv genutzten
Workshop-Angebots am zweiten BAG-Fachtag bildeten die
Foren zur Lern-feldpraxis.
Für
die Fachrichtungen Elektrotechnik-Informatik,
Versorgungstechnik, Fahrzeugtechnik und Metalltechnik
wurden sowohl die curriculare
Umsetzung, didaktisch-methodische Grundsätze und
die Ausgestaltung von Lernsituationen im Rahmen des
Lernfeld-Konzepts fokussiert. Im Workshop „Die lernende
Schule im Lernfeldkonzept“ wurde die Schule als
lernende und selbstständige Orga-nisation diskutiert und
in Beziehung zur Lernfelddidaktik und zum Handlungsfeld
der Lehrerausbildung gestellt. Ein weiterer
Workshop zur Auseinandersetzung mit Prozessen der
Kompetenzentwicklung im Lernfeld-Konzept rundete das
breite Angebotsspektrum des zweiten Tages
adäquat ab.
Bilanz
der Fachtagung ist eine breite, engagierte und kritische
Auseinandersetzung mit dem Tagungsthema.
Berufsbildungspraxis, organisation und
–wissenschaften haben seit dem „Lernfeldblitz“ viel
erreicht. Die Zusammenhänge zwischen Lernfeldern und einer
arbeitsprozessorientierten Didaktik und das Ziel einer
wirkungsvollen und zukunftsfähigen Berufsbildung insgesamt
sind klarer profiliert, als zu Beginn der Lernfeld-Ära.
Dennoch gilt es, sowohl das Konzept als auch die Umsetzung
praktisch, organisatorisch und wis-senschaftlich weiter zu
entwickeln, gerade auch im Hinblick auf die im
Schlussvortrag von Martin Sabelhaus aus dem
Kultusministeri-um Baden-Württemberg in der
Diskussion um den Deutschen Qualifikationsrahmens
dargestellte europäische Dimension
der Berufs-bildung.
In
seinem Schlusswort unterstrich Reinhard Geffert, Mitglied
des Vorstandes der BAG Elektrotechnik-Informatik, den
Eindruck der Teilnehmer, mit der Lernfelddidaktik neue
Horizonte der Berufsbildung eröffnet zu haben.
Alexander
Maschmann
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